Alexander Van der Bellen hat die Wiederholungswahl vom 4. Dezember 2016 mit 53,8% klar für sich entschieden.
SORA analysiert die Wahlmotive und Wählerbewegungen auf Basis der Wählerstromanalysen und der ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung unter 1.218 Wahlberechtigten (zur Methodik).
Alexander Van der Bellen überzeugte seine WählerInnen vor allem damit, dass er Österreich im Ausland gut vertreten könne (67% „sehr wichtiges“ Motiv) sowie mit seiner pro-europäischen Haltung (65%). Amtsverständnis (59%) und Kompetenz (58%) von Van der Bellen waren ebenfalls wichtige Entscheidungsmotive.
42% der Van der Bellen-WählerInnen sagten, dass es Ihnen bei dieser Wahl eher um die Verhinderung des Gegenkandidaten gehe als um die Person des Bundespräsidenten. 54% sahen darin auch eine Richtungsentscheidung für Österreich.
Die WählerInnen von Norbert Hofer machten ihr Kreuz bei dieser Wahl überwiegend wegen ihres eigenen Kandidaten (51%), und nicht um den Gegner zu verhindern (24%).
Wichtigste Wahlmotive für Hofer waren, dass ihr Kandidat die Sorgen der Menschen verstehe (55% „sehr wichtiges“ Motiv), kompetent sei (55%) und gegen das etablierte politische System auftrete (54%). Für 52 Prozent war ein sehr wichtiges Wahlmotiv, dass Norbert Hofer wichtige Veränderungen im Land anstoßen könne.
Eine klare Mehrheit von über 90 Prozent der Befragten hat Vertrauen, dass die Wahl ordentlich durchgeführt und ausgezählt wird, 66 Prozent stimmen der Aussage sehr, weitere 27 Prozent ziemlich zu. Dieses hohe Vertrauen gilt für alle Bevölkerungsgruppen, für WählerInnen als auch NichtwählerInnen, für Hofer- wie für Van der Bellen-AnhängerInnen.
Rund acht von zehn Befragten sagen, dass sie den Sieg des jeweiligen Gegenkandidaten akzeptieren würden (stimme sehr/ziemlich zu). Unter den WählerInnen von Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen meinen dies 77 bzw. 78 Prozent.
Die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl beträgt laut ORF/SORA-Wahlkartenprognose 74,1 Prozent. Das sind um 1,4 Prozentpunkte mehr als bei der aufgehobenen Stichwahl im Mai (72,7%).
Eine besonders starke Auswirkung auf das Wahlverhalten hatte bei dieser Wahl der positive oder negative Blick in die Zukunft:
So erzielte Norbert Hofer unter Personen, die die Entwicklung der Lebensqualität in Österreich pessimistisch sehen, mit 70% einen Vorsprung von 40 Prozentpunkten vor seinem Gegner.
Optimisten und Personen, die keine Veränderung der Lebensqualität erwarten, wählten mit 73% bzw. 59% hingegen überwiegend Van der Bellen.
Wie die Wahltagsbefragung zeigt, war die Wahlbeteiligung unter Zukunftsoptimisten deutlich höher als unter Pessimisten, d.h. es gelang der Hofer-Kampagne nicht, diese Bevölkerungsgruppe breit zu mobilisieren.
Entlang der Parteipräferenz gab es drei eindeutige und ein geteiltes Ergebnis: Personen, die bei einer vorgezogenen Nationalratswahl aktuell die SPÖ wählen würden, stimmten bei dieser Wahl zu 90 Prozent für Van der Bellen. Grün-AnhängerInnen wählten ihn praktisch ausnahmslos, während aktuelle FPÖ-WählerInnen geschlossen Norbert Hofer unterstützten.
Befragte, die derzeit zur ÖVP tendieren, wählten jeweils zu rund 45 Prozent Hofer bzw. zu 55% Van der Bellen. UnterstützerInnen der NEOS und des Team Stronach können aufgrund zu kleiner Fallzahlen nicht extra ausgewiesen werden.
Wie schon im ersten Wahlgang und der Stichwahl im Mai zeigt sich auch bei der Wiederholungswahl ein starker Gender Gap: Männer stimmten stärker für Norbert Hofer, er erreichte in dieser Gruppe 56%. Frauen wählten hingegen öfter Alexander Van der Bellen, er erreichte unter ihnen 62%.
Alexander Van der Bellen konnte besonders junge WählerInnen ansprechen und erreichte in der Altersgruppe der Bis-29-Jährigen 58%, wobei mit 69% vor allem junge Frauen für ihn stimmten, während bei jungen Männern Norbert Hofer mit 53% vorne liegt.
Sein bestes Ergebnis erreichte Norbert Hofer mit 58% unter Männern im Alter von 30-59 Jahren.
Die Unterscheidung nach formaler Bildung ergibt folgende Unterschiede bei dieser Wahl:
Ob WählerInnen selbständig oder unselbständig beschäftigt sind oder bereits in Pension, machte bei dieser Stichwahl nur einen geringen Unterschied bezüglich des Wahlverhaltens.
Innerhalb der großen Gruppe der ArbeitnehmerInnen zeigt sich:
Wählerstromanalysen zur Wiederholungswahl
ORF/SORA Wahlkarten-Prognose vom 4.12.
Wahltagsbefragung Methodik (Sample, Schwankungsbreiten)
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