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Das Wechselspiel von relativ und absolut

Blog

Die relativen Zuwachsraten von Covid-19-Infektionen sinken, aber noch nicht die absoluten Steigerungen.

26.03.2020

Wir haben vor einigen Tagen begonnen, die Zuwachsraten an positiven Covid-19- Getesten in Österreich in Prozent über jeweils 4 Tage zu geometrisch zu mitteln, mit dem Ergebnis: Nach einer Phase von Zuwächsen um etwa ein Viertel täglich sanken diese 4-Tagesmittel auf Werte um 18-20% je Tag, wie unsere Grafik zeigt.

Sinkende Zuwachsraten, aber steigende Fallzahlen

Weil die Zuwachsraten sinken, mag diese Grafik zunächst ein beruhigendes Bild vermitteln. Jedoch: Konstante Zuwachsraten heißen natürlich, dass in absoluten Zahlen die täglichen Zuwächse immer noch steigen – hier ein Beispiel:

  • Am 17.3. gab es um 8h in der Früh um 18% mehr positiv Getestete in Österreich als am Tag davor, in absoluten Zahlen waren das 173 Fälle mehr
  • Am 25.3. gab es um 8h ebenfalls 18% mehr Fälle als 24h Stunden zuvor – das waren jedoch schon 796 Fälle mehr

Das heißt: 8 Tage später bedeutete die gleiche Zuwachsrate (+18%) in absoluten Zahlen das 4,6-fache.  

Sollte die Zuwachsrate weiterhin täglich +18% betragen – ein wohl nur theoretisches Beispiel, das durch die aktuellen Maßnahmen nicht eintreten sollte – würde das für den Ostersonntag, 12. April, in absoluten Zahlen fast 15.000 Zuwachs gegenüber Samstag bedeuten. Und in etwa 100.000 diagnostizierte COVID19-Fälle in Österreich.

Wie weit sind wir mit dem Vorhaben, dass die Zuwächse in absoluten Zahlen nicht mehr steigen?

Entsprechend ist es das Ziel, die Zuwachsraten (in %) weiterhin zu senken – und als nächsten Schritt keine Steigerung bei den Neuerkrankungen in absoluten Zahlen zu erreichen. Dies bedeutet in weiterer Folge auch eine Senkung dieser täglichen absoluten Zuwächse möglichst auf Null.

  • (Ergänzung 29.3.:) Die hier kommunizierten gemittelten relativen Zuwächse sind nicht als Schätzung der Reproduktionsrate R oder als Abbildung ihres Verlaufs zu verstehen. Ab einem Zeitpunkt, an dem eine nennenswerte Anzahl an nicht mehr ansteckenden Personen unter den kumulierten positiv Getesteten ist, muss bei konstantem R der Quotient (Neue Fälle / Fälle insgesamt) aus rein mathematischen Gründen sinken.
  • Vorab, eine wichtige, schon oft geäußerte Überlegung: Die hier analysierten Zahlen sind immer von der Anzahl der Testungen abhängig. Aber es sind die Zahlen, die es eben derzeit gibt, und trotz dieser Abhängigkeit von der Testanzahl werden sie richtigerweise öffentlich diskutiert und analysiert.

Wir rechnen wieder 4-Tages-Mittel (warum, haben wir in einem früheren Blog-Beitrag erklärt). Diesmal wurden arithmetische Mittelwerte verwendet und keine geometrischen, weil es sich nicht um Steigerungsraten, sondern um absolute Zahlen handelt.


Jeder dieser Vier-Tageszeiträume hatte durchschnittlich mehr neu dazugekommene Fälle als der davor. Der Zeitraum 23./24./25./26.3. hatte mit 716 durchschnittlich 61 mehr neue Fälle am Tag als der Zeitraum 22.-25.3., in dem es 655 waren. Der Sprung ist kleiner als zu den beiden Balken davor. Das ist gut.

Wir muten uns nicht zu, für die morgige Grafik (die wir am Vormittag auf Twitter veröffentlichen werden) eine Prognose abzugeben. Wir hoffen natürlich, dass das Mittel von 24.-27.3. nur mehr knapp über dem heutigen 4-Tages-Mittel liegt.