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Landtagswahl Steiermark 2010

Die Steiermark hat gewählt. SORA analysierte die Landtagswahl auf Basis der Daten der Wählerstromanalyse sowie der ISA/SORA Wahltagsbefragung unter 1.004 Wahlberechtigten.

  • Die SPÖ kann ihre Mehrheit im Land gegenüber der ÖVP verteidigen, trotz eines Minus von 3,4 Prozentpunkten gegenüber 2005. Das wichtigste Motiv für ihre WählerInnen war, dass Franz Voves Landeshauptmann bleiben solle.
  • Die ÖVP erreicht mit einem Minus von 1,5 Prozentpunkten hinter der SPÖ Platz zwei. Wie die SPÖ erlitt sie die stärksten Verluste an die NichtwählerInnen. Dennoch verzeichnete die ÖVP mit 79% die höchste Behalterate unter den Parteien. Dementsprechend zählten die Interessensvertretung und das Wählen aus Tradition zu den wichtigsten Motiven ihrer UnterstützerInnen bei dieser Wahl.
  • Am stärksten zulegen konnte am Wahlsonntag die FPÖ, die nach dem Verlust ihrer Mandate 2005 nun mit 10,7 Prozent (plus 6,1 Prozentpunkte) erneut in den steirischen Landtag einzieht. Überdurchschnittlich stark schnitt die FPÖ unter ArbeiterInnen ab, insbesondere bei jenen, deren Betriebe durch Personalabbau, Lohnverzicht oder Kurzarbeit betroffen waren.
  • Die Grünen konnten geringe Zugewinne verzeichnen und erreichten 5,6 Prozent. Überdurchschnittlich stark wurden sie erneut von (jungen) Frauen gewählt.
  • Die KPÖ – 2005 noch drittstärkste Kraft – rutschte mit 4,4 Prozent (minus 1,9 Prozentpunkte) hinter die FPÖ und die Grünen auf Platz fünf.
  • Das BZÖ scheiterte am Einzug in den Landtag und erreichte 3 Prozent, gleiches galt für die Christliche Partei Österreichs (CPÖ) mit 0,7 Prozent.

Wahlanalyse im Detail

SPÖ punktet mit Landeshauptmann-Bonus

Entscheidende Wählergruppe für die SPÖ waren 2010 die Personen über 60 Jahre (also PensionstInnen). Bei diesen WählerInnen lag sie rund 12 Prozentpunkte besser als im Gesamtergebnis, bei WählerInnen unter 30 hingegen schnitt sie unterdurchschnittlich ab. Nach Berufen gegliedert war die SPÖ besonders unter ArbeiterInnen stark, sie erreichte in dieser Gruppe 46 Prozent und lag 19 Prozentpunkte vor der ÖVP. Auch Angestellte wählten stärker die SPÖ als die ÖVP (39 zu 32 Prozent). Wichtigstes Wahlmotiv war für 71 Prozent der SPÖ-WählerInnen, dass Franz Voves Landeshauptmann bleiben solle.

ÖVP mobilisiert KernwählerInnen

Die ÖVP wurde von Ihren WählerInnen dieses Mal vor allem aus Tradition gewählt. Die Interessensvertretung und der Wunsch, die Partei solle den Landeshauptmann stellen, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle (53 Prozent „stimme sehr zu“ bei allen drei Motiven). Dahinter wurden als Wahlmotiv noch die Konzepte der ÖVP für die Wirtschaft genannt sowie die Ansicht, die ÖVP könne die Steiermark in die richtige Richtung führen. – Hinsichtlich Alter und Geschlecht schnitt die ÖVP in allen Untergruppen etwa gleich stark ab. Nach Berufen gegliedert konnte überdurchschnittlich Selbstständige und Landwirten (62 Prozent) sowie öffentlich Bedienstete (52 Prozent) ansprechen.

Betroffene der Wirtschaftskrise wählten häufiger FPÖ

Beim Wahlverhalten nach Geschlecht zeigte sich erneut ein großer Unterschied zwischen FPÖ und Grünen. Erstere wurden stärker von (jungen) Männern gewählt, die Grünen hingegen vermehrt von (jungen) Frauen. In den unterschiedlichen Erwerbsgruppen erreichte die FPÖ ihr bestes Ergebnis mit 16 Prozent unter ArbeiterInnen, insbesondere jenen, deren Betrieben durch Personalabbau, Lohnverzicht oder Kurzarbeit betroffen waren. Unter denen, die sich von diesen Folgen der Wirtschaftskrise betroffen fühlen, wählte jede/r vierte FPÖ (25%). Bei jenen, die sich nicht betroffen fühlen, waren es nur 6 Prozent. Wichtigstes Wahlmotiv für die FPÖ war für 71 Prozent deren Auftreten gegen Zuwanderung.

Grüne stark bei jungen Frauen und Angestellten

Die Grünen waren besonders bei Angestellten stark und erzielten 12 Prozent in dieser Berufsgruppe. Rund 70 Prozent bezeichneten den Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtiges Motiv für eine Stimme für die Grünen. Stark war überdies die Meinung, die Grünen würden einen Gegenpol zur FPÖ in der Steiermark darstellen. Ein Sitz in der Landesregierung war für 58 Prozent ein sehr wichtiges Motiv. Der grundsätzliche Einsatz für wichtige Themen motivierte ebenso Personen zur Stimmabgabe für die Grünen.

Niedrige Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in der Steiermark 2010 ist im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren (76,2%) gesunken und liegt bei 69,5%.

Die wichtigsten Motiven der NichtwählerInnen für ihr Fernbleiben von der Wahl waren die Unattraktivität von Parteien und KandidatInnen, angebliche Misswirtschaft und Skandale in der Landespolitik und Protest gegen bzw. Enttäuschung über die Politik in der Steiermark generell.

Eine vermutete Bedeutungslosigkeit des Landtages, persönliche Verhinderung oder die Meinung, die eigene Stimme hätte keinen Einfluss, spielten demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle für die NichtwählerInnen.