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Stimmung in Tirol gekippt

Wahlen

Die SORA-ISA-Wahltagsbefragung

Die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung beruht auf telefonischen und online durchgeführten Interviews unter 1.230 Wahlberechtigten (deklarierte Wähler:innen: n=905), die zwischen 19. und 24. September 2022 durchgeführt wurden.

Stimmung in Tirol gekippt

Die wahlberechtigten Tiroler:innen ziehen für das Land Tirol keine positive Bilanz: Während fast die Hälfte (47%) die Entwicklung seit der letzten Landtagswahl negativ bewertet, sehen 15% eine positive und circa ein Drittel (35%) keine Entwicklung Tirols. Im Vergleich zur letzten Landtagswahl im Jahr 2018 ist die Stimmung gekippt: Vor vier Jahren fällten noch 32% der Wahlberechtigten ein positives Urteil, nur 17% hatten einen negativen Eindruck. Damit hat sich der Anteil der Tiroler:innen, die dem Land ein negatives Zeugnis ausstellen, fast verdreifacht

Tirol für Mehrheit nicht mehr leistbar, Spaltung der Gesellschaft befürchtet

"Man kann sich das Leben in Tirol nicht mehr leisten" - das sieht mit 88% die Mehrheit der wahlberechtigten Tiroler:innen so. Auch die Spaltung der Gesellschaft beschäftigt die Tiroler:innen: 79% machen sich darüber Sorgen, dass sich die Gesellschaft immer weiter auseinanderentwickelt. Besonders von Sorgen geplagt sind jene Tiroler:innen, deren Einkommen nicht oder kaum ausreicht – sie sind häufiger der Ansicht, dass das Leben in Tirol nicht mehr leistbar ist und dass der Gesellschaft eine Spaltung droht. SPÖ und FPÖ-Wähler:innen sind in dieser Gruppe besonders stark vertreten (für ein Viertel der SPÖ- sowie ein Drittel der FPÖ-Wähler*innen reicht das Einkommen kaum oder gar nicht zum Leben aus, im Vergleich dazu  sind es 10% unter ÖVP- bzw. 16% unter Grün-Wähler:innen).

Vertrauen in Tiroler Politik stark gesunken

Dass Probleme wie diese von der Tiroler Politik gelöst werden können, bejaht rund die Hälfte (51%) der wahlberechtigten Menschen in Tirol. 48% hingegen haben hier kein Vertrauen in die Tiroler Politik. Besonders groß ist das Vertrauen unter den ÖVP-Wähler:innen (85%). Am wenigsten Vertrauen haben die Wähler:innen von FRITZ und FPÖ, gefolgt von SPÖ-Wähler:innen. Unter den Nichtwähler:innen hat eine Mehrheit kein Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der Politik (55%).
Im Vergleich zur letzten Landtagswahl ist das Vertrauen in die Tiroler Politik stark gesunken: 2018 hatten noch drei Viertel (73%) der Wahlberechtigten Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der Politik in Tirol. 

Teuerung und leistbares Wohnen wichtigste Themen im Wahlkampf

Am häufigsten diskutierten die wahlberechtigten Tiroler:innen über die Inflation und steigende Preise: 54% sprachen darüber sehr häufig, gefolgt von leistbarem Wohnen (37%) und der Energiekrise (37%). Für je rund ein Viertel waren die Themen Umwelt- und Klimaschutz (26%), Sicherheit und Krieg (26%), Gesundheitsversorgung und Pflege (25%) sowie Verkehr (23%) wichtige Themen. Darauf folgen Zuwanderung und Integration mit 19%. Corona (18%), Arbeitsplätze (18%) und Bildung (16%) wurden im Vergleich am seltensten diskutiert.

Die Teuerung war für alle Wähler:innen das wichtigste Thema, wobei für die Grün-Wähler:innen Umwelt- und Klimaschutz eine genauso wichtige Rolle spielte (36%). Das Thema leistbares Wohnen wurde unter SPÖ-, FRITZ- und FPÖ-Wähler:innen häufiger diskutiert als unter den Wähler:innen von ÖVP und Grünen. Die Sicherung der Energieversorgung nahm hingegen unter Anhänger:innen der FPÖ den zweithöchsten Stellenwert ein. Das FPÖ-"Kernthema" Zuwanderung und Integration steht mit 39% unter ihren Wähler:innen an vierter Stelle, war hier aber deutlich häufiger ein sehr wichtiges Thema als unter den anderen Wähler:innen.

SPÖ und ÖVP sollen in Landesregierung vertreten sein

Fragt man die Tiroler Wähler:innen danach, welche Parteien aus ihrer Sicht in der nächsten Landesregierung vertreten sein sollen, sind die SPÖ und ÖVP fast gleichauf: 54% wünschen sich die Partei des amtierenden Landeshauptmanns im alten Landhaus, 48% die Sozialdemokrat:innen. Darauf folgen die FPÖ (29%) und die Grünen (29%), NEOS (21%) und FRITZ (21%).

ÖVP-Wähler*innen wünschen sich mit 47% die SPÖ als Partner ihrer Partei, 26% die Grünen. 41% der SPÖ-Anhänger:innen wünschen sich als Partner die ÖVP, 29% die Grünen. Unter den FPÖ-Wähler*innen sind die ÖVP und die MFG die beliebtesten Koalitionspartner mit jeweils 19%. Die Grün-Wähler:innen sehen ihre Partei am liebsten mit der SPÖ (41%) und ÖVP (31%) in der Landesregierung vertreten.

Wahlverhalten nach Alter und Geschlecht

Bei der Landtagswahl 2022 wählten ältere Personen überdurchschnittlich oft die ÖVP. Sie erreichte bei den über 60-Jährigen 50% der gültigen Stimmen. Die FPÖ war demgegenüber bei den bis 29-Jährigen stärker und erzielt mit 24% den ersten Platz. Die Grünen gewannen ebenfalls bei jüngeren Wähler:innen mehr Stimmen.

Die FPÖ erhielt mehr Unterstützung von Männern. Die ÖVP schnitt unter Frauen besser ab und erzielt dort 38%. Die SPÖ erreichte Frauen und Männer zu gleichen Teilen. Kombiniert man Alter und Geschlecht, zeigt sich mit 26% ein überdurchschnittliches Abschneiden der FPÖ bei Männern bis 44. Die ÖVP konnte mit einem Ergebnis von 47% am besten unter Frauen ab 45 mobilisieren.

ÖVP unter Pensionist:innen stark, FPÖ und ÖVP bei Wähler:innen ohne Matura

Die ÖVP konnte vor allem bei den Pensionist:innen punkten und erzielt dort 51%.  Die Unterscheidung nach formaler Bildung zeigt, dass die FPÖ und ÖVP bei Wähler:innen ohne Matura besser abschnitten, die Grünen und NEOS hingegen bei Wähler:innen mit Matura. Bei Wähler:innen der Liste FRITZ und der SPÖ gab es kaum Unterschiede im Wahlverhalten nach formaler Bildung.

Wahlmotive: Inhaltliche Standpunkte im Vordergrund

In Hinblick auf das zentrale Motiv für ihre Wahlentscheidung standen für die meisten Partei-Anhänger:innen die inhaltlichen Standpunkte der Parteien im Vordergrund. Nur die ÖVP-Wähler:innen gaben als Hauptmotiv an, immer diese Partei zu wählen (28%). An zweiter Stelle stand für die ÖVP-Wähler:innen der Spitzenkandidat (18%), gefolgt von der bisherigen Arbeit der Partei (15%). Auch bei der SPÖ spielte das Stammwahl-Motiv eine wichtige Rolle.  Im Gegensatz zu den anderen beeinflusste bei den FPÖ-Wähler:innen auch die Haltung gegenüber Corona die Wahlentscheidung. Für FRITZ-Wähler:innen war neben den inhaltlichen Standpunkten außerdem zentral, die Mehrheit der ÖVP zu brechen. 

Die Wahlmotive der NEOS- und MFG-Wähler:innen können aufgrund der Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen werden.