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Österreich auf halber Strecke zur Gleichstellung

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Umfassendes Messinstrument zur Gleichstellung in allen Städten und Gemeinden

Wie steht es um Gleichstellung und Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen in Österreichs Städten und Gemeinden? Wo wurde bereits viel erreicht, und wo besteht Aufholbedarf? Um die Gleichstellung voranzutreiben, hat der Österreichische Städtebund das SORA-Institut beauftragt, umfassende Daten zu diesem Thema zusammenzutragen. Erstmals liegt nun der Städtebund-Gleichstellungsindex für alle 2.094 Gemeinden und die 23 Wiener Gemeindebezirke vor und zeigt: Mit einem Indexwert bei 51 von 100 Punkten liegt Österreich am Weg zur Gleichstellung erst auf halber Strecke.

Sonderauswertung zeigt: Wien-Alsergrund auf Platz 1

Während sich die österreichischen Städte und Gemeinden mit einem Indexwert von 51 Punkten erst auf halber Strecke zur Gleichstellung befinden, nimmt Wien-Alsergrund mit 86 Punkten den ersten Platz im Städtebund-Gleichstellungsindex ein. In einer Sonderauswertung im Auftrag der Bezirksvorstehung Alsergrund wurde untersucht, weshalb der 9. Wiener Bezirk in allen Dimensionen besser abschneidet als der österreichische Schnitt.

Bundesländervergleich: Wien auf Platz 1, Kärnten auf Platz 9

Im Bundesländervergleich ist die Gleichstellung in der Hauptstadt am weitesten vorangeschritten: Sie erreicht einen Indexwert von 79 im Städtebund-Gleichstellungsindex, gefolgt von Vorarlberg und Salzburg mit 56 bzw. 55 Punkten. Das Schlusslicht bildet Kärnten, das mit 47 Punkten hinter Niederösterreich mit 49 und Oberösterreich sowie dem Burgendland mit je 50 Punkten liegt.

Je urbaner, desto besser die Gleichstellung

Die Analyse nach regionalen Unterschieden zeigt: Je mehr Einwohner*innen und je höher der Urbanisierungsgrad einer Gemeinde, desto besser ist es um die Gleichstellung bestellt: Städte, die laut Statistik Austria als urbane Zentren klassifiziert werden, erzielen nicht nur im Gesamtindex höhere Werte, sondern auch in Hinblick auf einzelne Indikatoren.

  • So ist beispielsweise der Frauenanteil im Gemeinderat höher, je mehr Einwohner*innen eine Gemeinde bzw. Stadt hat.
  • Dennoch gibt es auch Positiv-Beispiele im ländlichen Raum: Unter den Top 20 exkl. Wien befinden sich fünf ländliche Gemeinden.

Österreichs Gemeinden auf halber Strecke zur Gleichstellung

Für ganz Österreich hat der Gleichstellungsindex aktuell einen Wert von 51 Punkten erreicht – Österreich liegt auf dem Weg zur Gleichstellung erst auf halber Strecke.
In diesen Wert fließen alle 22 Indikatoren und alle Gemeinden zu gleichen Teilen ein, also unabhängig von der Bevölkerungszahl der jeweiligen Gemeinde.  
Besonderer Aufholbedarf besteht in den Dimensionen Repräsentation, Gewaltschutz und Gesundheit, aber auch in der Mobilität und Demografie, die ebenfalls Werte unter dem Durchschnitt des Gesamtindex erzielen.

Fehlende Frauenhausplätze im ländlichen Raum

Der Städtebund-Gleichstellungsindex zeigt nicht nur auf, in welchen Bereichen es noch Aufholbedarf in der Gleichstellung gibt – er weist auch auf regionale Defizite hin und bezieht geografische Verteilung und Erreichbarkeit mit ein.

Besonders deutlich wird dies am Beispiel der zur Verfügung stehenden Frauenhausplätze laut Istanbul-Konvention: Sie besagt, dass pro 10.000 Einwohner*innen ein Frauenhausplatz zur Verfügung stehen muss. In Österreich stehen aktuell 750 Frauenhausplätze zur Verfügung, 135 Plätze fehlen.

  • In insgesamt 76% der österreichischen Bezirke ist kein Frauenhaus angesiedelt.
  • Dabei liegen die Frauenhäuser meist in den Landeshauptstädten. Dadurch ist die Erreichbarkeit für Frauen im ländlichen Raum erschwert, denn Frauen sind stärker auf den öffentlichen Verkehr angewiesen als Männer.

Mangelnde Repräsentation in Gemeinderäten und Bürgermeister*innenämtern

Auch in der Repräsentation besteht Aufholbedarf: Der Frauenanteil in den österreichischen Gemeinderäten (Wien: Bezirksvertretungen) beträgt durchschnittlich nur 24% .

  • Zudem gibt es insgesamt 40 Gemeinden, in denen keine einzige Frau im Gemeinderat vertreten ist.
  • Hingegen gibt es nur 12 Gemeinden und acht Wiener Bezirke, in denen der Frauenanteil bei zumindest 50% liegt.

An der Gemeindespitze sind Frauen nach wie vor die Ausnahme: Insgesamt 9,8% (209) der österreichischen Gemeinden haben eine Bürgermeisterin bzw. in Wien eine Bezirksvorsteherin. Noch seltener ist eine weibliche Doppelspitze:

  • In sechs Gemeinden und einem Wiener Gemeindebezirk, also 0,3% der Gemeinden inkl. Wiener Bezirke, gibt es die Kombination einer Frau als Bürgermeisterin/Bezirksvorsteherin und einer 1. Stellvertreterin .
  • 251-mal häufiger hingegen stehen den Gemeinden zwei Männer vor: In 1506 Gemeinden und 5 Wiener Gemeindebezirken (71%) gibt es die Kombination eines männlichen Bürgermeisters/ Bezirksvorstehers und eines männlichen 1. Stellvertreters.

Lesen Sie hier mehr zu den Themen Kinderbetreuung und Vereinbarkeit.

Dem Index liegen insgesamt 22 Indikatoren zugrunde, die wiederum neun Dimensionen zugeordnet sind – darunter etwa die Repräsentation, der Gewaltschutz oder die Kinderbetreuung und Mobilität. Sowohl die 22 Indikatoren als auch die neun Dimensionen können Werte zwischen 0 und 100 annehmen.
Der Städtebund-Gleichstellungsindex dient als regelmäßiges Instrument zur Messung von Gleichstellung in den österreichischen Städten und Gemeinden und soll alle zwei Jahre durchgeführt werden.

Kontakt und Rückfragen
Janine Heinz, jh@sora.at  01 / 585 33 44 – 44