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Lebensqualität in Wien zu Zeiten der Pandemie

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Soziale Belastungen,finanzielle Einschränkungen: die Auswirkungen der Pandemie auf die Lebensqualität in Wien

SORA hat für die Abteilung Kommunalpolitik der Arbeiterkammer Wien untersucht, wie sich die Pandemie auf die Lebensqualität in Wien auswirkt.
-    Studie zum Download
Dazu wurden während des zweiten Lockdowns Anfang 2021 insgesamt 1.006 Menschen mit Wohnsitz in Wien und 733 Pendler*innen aus Niederösterreich telefonisch und online befragt.

79% der Wiener*innen kommt gut durch die Krise, aber nur 52% der Erwerbslosen

Insgesamt sagen 79% der Wiener*innen, dass sie bisher gut durch die Krise gekommen sind. Dieses auf den ersten Blick positive Bild trifft jedoch nicht auf alle zu: circa sieben von 10 (72%) junge Menschen unter 30 kommen gut durch die Krise, unter den Erwerbstätigen in Kurzarbeit sind es 71%. Auch Wiener*innen mit mindestens einem Kind im Haushalt berichten seltener davon, gut durch die Krise zu kommen (69%). Fasst man die beiden Gruppen, die kaum bzw. gar nicht mit dem Einkommen auskommen zusammen, kommen von ihnen insgesamt etwas weniger als zwei Drittel (65%) gut durch die Krise. Ähnlich hoch ist der Anteil unter jenen, die in Überbelag (64%) wohnen, Migrationshintergrund haben (64%) oder mehr als 33% ihres Haushaltseinkommens für Wohnkosten aufbringen (63%). Arbeitslose Menschen kommen am schlechtesten durch die Corona-Krise: von ihnen blicken nur 52% positiv auf ihre Situation in der Krise zurück.

4 von 10 in Wiener Arbeitsbevölkerung von Veränderungen der Arbeitssituation betroffen

Die soziale Ungleichheit wird auch in anderen Bereichen der Lebensqualität deutlich: 4 von 10 können nicht von Zuhause aus arbeiten. Home-Office ist vor allem für Menschen mit Matura (72%) und für jene mit hohen ökonomischen Ressourcen (66%) eine Möglichkeit. Für ebenfalls 4 von 10 Personen in der Wiener Arbeitsbevölkerung hat sich die Arbeitssituation im zweiten Lockdown durch Kurzarbeit oder den Arbeitsplatzverlust verändert. Wiederum war die Arbeitssituation prekärer Gruppen und Frauen häufiger von Corona-bedingten Veränderungen wie Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen.

Wie hat sich die Mobilität verändert?

Die Studie untersuchte auch, wie sich das Mobilitätsverhalten im Vergleich zur Situation vor der Pandemie entwickelt hat: 44% der Wiener Wohnbevölkerung nutzten die öffentlichen Verkehrsmittel genauso häufig wie vor der Pandemie, 40% nutzen Zug, U-Bahn, Bus und Straßenbahn seltener. Der motorisierte Individualverkehr und das Zufußgehen haben hingegen zugenommen. Diese Veränderung ist unter anderem auf die Infektionsangst zurückzuführen: Sie ist in den öffentlichen Verkehrsmitteln besonders hoch: 48% der Menschen die in Wien arbeiten, fürchteten eine Ansteckung dort, gefolgt vom Einkaufen (32%) und den Gesundheitseinrichtungen (30%).
Die Frage danach, welche Verkehrsmittel die Arbeitsbevölkerung in Wien nach der Krise benutzen wird legt nahe, dass sich das Mobilitätsverhalten voraussichtlich wieder auf dem Stand vor der Krise stabilisieren wird: fast die Hälfte möchte wieder mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Gleichzeitig bleibt aber die Frage offen, ob der Autoverkehr ansteigen wird, da Teile der Arbeitsbevölkerung in Wien in der Pandemie auf das Auto umgestiegen sind oder planen, sich ein Auto anzuschaffen.
Frauen, Personen ohne Erwerbseinkommen und Menschen mit Migrationshintergrund sind auf öffentliche Verkehrsmittel besonders angewiesen: In diesen Gruppen wird das Auto weitaus seltener für das tägliche Fortkommen benutzt als im Rest der Wiener Bevölkerung. Sie nutzen mehrheitlich einen Mix aus öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß gehen bzw. aus Fahrrad fahren und zu Fuß gehen.

4 von 10 berichten von Verschlechterungen der psychischen Gesundheit

Für den Großteil der Menschen in Wien hat sich weder der allgemeine Gesundheitszustand noch die psychische Gesundheit verändert. Allerdings berichtet ein Viertel der Wiener Wohnbevölkerung von einer Verschlechterung des Gesundheitszustands und für rund vier von zehn hat sich die psychische Gesundheit verschlechtert. Von Verschlechterungen berichten insbesondere Menschen mit Vorerkrankungen, Menschen die in Überbelag wohnen und junge Wiener*innen unter 30 Jahren. Für circa vier von zehn Menschen in Wien hat sich während der Krise eine Behandlung verschoben, am häufigsten wurden fachärztliche Vorsorgeuntersuchungen und die jährliche Gesundenuntersuchung vertagt. Die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem ist hoch: Circa drei Viertel der Wiener Wohnbevölkerung blickt positiv auf die Erreichbarkeit von Fachärzt*innen und das Angebot an Hausärzt*innen, die Wartezeit auf Termine stellt rund die Hälfte zufrieden.

84% sind mit Wohnumgebung zufrieden

Die Wohnumgebung und das eigene Zuhause haben durch die Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Die Zufriedenheit der Wiener Wohnbevölkerung ist insgesamt sehr hoch, mehr als 8 von 10 sind zufrieden mit diesen beiden Aspekten. Unterschiede sind in Hinblick auf das Alter, die soziale Lage und die Wohnform beobachtbar.
Die hohe Zufriedenheit mit der Wohnumgebung und die gute infrastrukturelle Ausstattung haben zur Folge, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur in der Wohnumgebung weniger Anklang finden als Maßnahmen zur Steigerung der Qualität des öffentlichen Raums. Insbesondere die Errichtung von Grünflächen und der Ausbau an Sitzmöglichkeiten wird von den Wiener*innen als wichtige Maßnahme zur Erhöhung der Lebensqualität erachtet.

Wiener*innen durchschnittlich vierfach belastet

Am stärksten haben den Wiener*innen soziale Belastungsfaktoren zugesetzt: 6 von 10 waren durch den Verzicht auf Freizeitaktivitäten belastet, 4& durch Verzicht auf Kund tunt Kultur. Weiteren 44% hat die Isolation zugesetzt, 32% hatten keine Möglichkeit sich zu erholen. Ebenso viele Wiener*innen waren durch finanzielle Einschränkungen belastet, für rund ein Viertel stellten die Wohnkosten eine Belastung dar.
Im Durchschnitt hatte die Wiener Wohnbevölkerung mit rund vier Belastungen gleichzeitig zu kämpfen. Frauen, Menschen in prekären Verhältnissen, junge Menschen unter 30 oder jene, deren finanzielle Situation oder psychische Gesundheit sich durch die Krise verschlechtert haben sowie Eltern sind von bis zu fünf Faktoren gleichzeitig sehr bzw. ziemlich belastet.

Die Pandemie legt soziale Ungleichheit offen

Auch wenn die Wiener Wohn- und Arbeitsbevölkerung insgesamt gut durch die Krise kam, hat sich die Lage insbesondere für prekäre Gruppen durch die Pandemie verschärft. Themen, die bereits vor der Corona-Krise bedeutsam waren, haben durch die Krise an Brisanz gewonnen: Fragen der sozialen Ungleichheit in Hinblick auf gute Arbeit, Mobilität und Gesundheit, aber auch im Bereich des Wohnens, wie beispielsweise zum leistbaren Wohnraum oder der Qualität des öffentlichen Raums.