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Wie geht es jungen Menschen in Wien?

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9 von 10 leben gerne in Wien, aber Unzufriedenheit steigt

Für die Arbeiterkammer Wien hat SORA bereits zum zweiten Mal auf Basis der Sozialwissenschaftlichen Grundlagenstudie (Sowi) der Stadt Wien die Lebenssituation junger Menschen analysiert. Die Daten stammen aus 2018 und zeigen: 88% der jungen Wiener*innen leben (sehr) gerne in Wien, aber die Zufriedenheit mit der Lebenssituation ist gesunken. Drei Viertel sind mit ihrer Lebenssituation zufrieden, 2013 waren es noch 85%. Die Bewertung der Arbeitsmöglichkeiten fällt im Jahresvergleich deutlich positiver aus, aber die Wohn- und Arbeitszufriedenheit sind gesunken. Positive Entwicklungen sind vor allem in den Bereichen Freizeit und Mobilität zu verzeichnen.

Arbeit & Ausbildung stimmt junge Menschen mehrheitlich zufrieden

Die jungen Wiener*innen sind mehrheitlich mit ihrer Arbeitssituation zufrieden (73%), jedoch sank diese Zufriedenheit seit 2013 um 8 Prozentpunkte. Rund ein Viertel ist demnach mit der eigenen Arbeitssituation unzufrieden. Das Einkommen ist jener Faktor, mit dem die berufstätigen Wiener*innen zwischen 15 und 30 Jahren am wenigsten zufrieden sind (59% sind eher oder sehr zufrieden), aber auch die Zufriedenheit mit dem Betriebsklima und der Wochenarbeitszeit sowie die Identifikation mit der Arbeit sind gesunken.
Die Unzufriedenheit mit dem Einkommen wird auch in der Beurteilung des Haushaltseinkommens deutlich, da der Anteil jener jungen Wiener*innen, die gut mit dem Haushaltseinkommen auskommen um 11 Prozentpunkte auf 74% gesunken ist. Das hat weitreichende Auswirkungen, die Gründung eines eigenen Haushaltes ist damit beispielsweise für viele junge Menschen erschwert. Besonders bei jungen Haushalten mit Kindern hat sich die finanzielle Situation infolge der Wirtschaftskrise 2008 kontinuierlich verschlechtert.

Deutlicher Anstieg prekärer Wohnsituationen

Die Zufriedenheit mit der Wohnung hat bei den jungen Wiener*innen seit 2008 kontinuierlich abgenommen. Zudem befinden sich viele junge Wiener*innen in prekären Wohnsituationen: Wohnkostenbelastung, Befristungen und Überbelag steigen:

  • Die Wohnkostenbelastung steigt kontinuierlich. Wohnkosten machen 2018 im Schnitt 30% des Haushaltseinkommens aus. Während es von 2008 bis 2013 kaum einen Anstieg gab, sind es 2018 um 5 Prozentpunkte mehr.
  • Auch die Befristungen haben seit 2008 deutlich zugenommen. 2018 leben 47% der jungen Menschen mit eigenem Haushalt in befristeten Wohnungen. Speziell Haushalte mit Kindern sind von Befristungen betroffen.
  • Besonders junge Haushalte mit Kindern – mehr als 40% – leben häufig in überbelegten Wohnungen. Solche Haushalte sind mit Befristung und Überbelag mehrfach belastet.

In Gemeindewohnungen leben nach dem Auszug aus dem Elternhaus lediglich 16 Prozent, im elterlichen Haushalt waren es noch doppelt so viele (32%). Rund 49% der jungen Wiener*innen in eigenem Haushalt lebt in privater Hauptmiete, seit 2013 nahm dieser Anteil um 6 Prozentpunkte zu.

Junge Menschen wünschen sich mehr Grün und Freizeitangebote

Der Großteil der jungen Menschen bewegt sich ohne motorisiertes Fahrzeug fort. Dabei stechen vor allem die Öffis hervor, annähernd drei Viertel der jungen Wiener*innen (72%) legen damit ihre täglichen Wege zurück. Seit 2003 gleichbleibend ist der Anteil der jungen Wiener*innen, die ihre täglichen Wege zu Fuß gehen, er liegt unverändert bei 8%. Die Fahrradfahrer*innen haben sich bei den jungen Menschen auf 6% verdoppelt. Sowohl der öffentliche Verkehr als auch das Radwegenetz in Wien konnten seit 2013 zusätzlich an Zustimmung gewinnen. Die höchste Bewertung erhält klar der öffentliche Verkehr, 89% der jungen Wiener*innen finden ihn gut oder sehr gut. Der Umweltverbund, also die Fortbewegung über nicht-motorisierte Verkehrsmittel, hat Potential: 41% der jungen Menschen wünschen sich eine bessere Radinfrastruktur, 46% eine bessere Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel.
 
Ähnlich positiv wie die Mobilitätsangebote der Stadt bewerten die jungen Menschen in Wien die Gesamtheit der Wiener Freizeitangebote (84% gut oder sehr gut). Besonders oft genutzte Freizeiträume sind Parks und Grünflächen in der Stadt und Erholungsgebiete am Stadtrand. Am seltensten besuchen junge Wiener*innen Museen oder Theater. Fast ein Drittel der Jungen gibt an nie eine Ausstellung zu besuchen, mehr als die Hälfte geht nie ins Theater.
Die Wichtigkeit von öffentlichen und grünen Räumen für die Freizeitgestaltung spiegelt sich auch in den Wünschen für das eigene Wohnumfeld. Mehr als die Hälfte wünscht sich mehr Grünflächen und öffentliche Freiräume. Darüber hinaus wünschen sich junge Menschen mehr Möglichkeiten in ihrer Nähe, um Sport zu betreiben, mehr Jugendeinrichtungen und Kinderspielplätze.

Verschlechterung des Gesundheitszustands junger Menschen mit weniger finanziellen Ressourcen

Die überwiegende Mehrheit (82%) der jungen Wiener*innen bezeichnet sich als gesund. Sichtbar ist ein starker Zusammenhang zwischen Haushaltseinkommen und Gesundheitszustand. Unter jungen Menschen mit knappem Haushaltseinkommen bezeichnen sich nur 67% als gesund. Im zeitlichen Verlauf zwischen 2013-2018 zeigt sich für diese Gruppe eine Verschlechterung von 11 Prozentpunkten. Ein sehr wichtiger Bestandteil des Gesundheitszustands ist die psychische Gesundheit. Schon vor der Pandemie gab jeder fünfte junge Mensch in Wien an, in den Wochen vor der Befragung oft oder fast immer negative Gefühle wie Angst, Depression oder Traurigkeit verspürt zu haben. Besonders betroffene Gruppen sind junge Frauen, junge Wiener*innen unter 20, arbeitslose Personen und jene mit knappem Haushaltseinkommen.