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Krisenfolgen und die Lage der ArbeitnehmerInnen in Wien

Projekte

Sonderauswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index

Gebremste Folgen der Finanzkrise in Wien

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hatte auf Gesamtösterreich und auf Wien unterschiedliche Einwirkungen. Aufgrund des höheren Dienstleistungsanteils
in Wien traten spürbare Auswirkungen der Wirtschaftskrise erst verspätet ein (ab ca. Frühjahr 2009) und hatten auch nicht dieselben Effekte wie im restlichen Österreich. Die Wirkung des dichten Netzes an sozialen Dienstleistungen, die sich stabilisierend auf Beschäftigung und Familieneinkommen
auswirkten, half dabei, die Effekte der Wirtschaftskrise auf die Wiener ArbeitnehmerInnen vergleichsweise gering zu halten.

Der Österreichische Arbeitsklima Index weist für Wiener ArbeitnehmerInnen einen tendenziell niedrigeren Indexwert aus als im Österreich-Schnitt. Im Zuge der Krise fiel ab 2008 jedoch die Stimmungslage am österreichischen Arbeitsmarkt deutlich ab, während sie in Wien auf ein Hoch von 111 Punkten stieg. Damit lag 2008 und 2009 der Index in Wien erstmals über dem gesamt-österreichischen.

Deutliche Unterschiede nach Bevölkerungsgruppen

Die Stimmung der Wiener ArbeitnehmerInnen differenziert stark zwischen unterschiedlichen Gruppen. Deutliche Unterschiede lassen sich allgemein hinsichtlich der Bildung, des Alters und des Migrationshintergrundes feststellen: Niedrige Bildung, höheres Alter und ein Migrationshintergrund drücken quer durch fast alle beruflichen oder gesellschaftlichen Gruppen die Arbeitszufriedenheit. Im nähren Blick auf einzelne Gruppen lassen sich zudem je nach Fragestellung weitere Gruppen identifizieren, die ihre eigene Position optimistischer oder pessimistischer einschätzen.

Beispiel AlleinerzieherInnen: Sie liegen im Österreichischen Arbeitsklima Index in allen vier Teilindizes zwischen zwei und drei Punkte zurück. Wesentlichster belastender Faktor für AlleinerzieherInnen ist das Einkommen. In der Frage, wie gut sie mit ihrem Einkommen auskommen, geben 16% an, ihr Gehalt reiche nicht aus, 53% sagen, es reiche gerade aus. Damit steigt die Gefahr von Erwerbsarmut unter AlleinerzieherInnen deutlich an. Dies wiederum wirkt sich auf die Lebenszufriedenheit aus: Nur 67% geben an, mit ihrem Leben sehr oder eher zufrieden zu sein, der Wiener Durchschnitt liegt bei 80%.

Belastete Branchen

Die Analyse für Wien hat gezeigt, dass insbesondere der Handel in den vergangenen Jahren im Arbeitsklima Index verloren hat. Lag der Index bei Beschäftigten im Handel im Zeitraum 2004 bis 2007 noch bei 105 Punkten, ist er in den vergangenen drei Jahren auf 102 Punkte gesunken. Ebenfalls gesunken
ist er in Industrie und Gewerbe. Beide Branchen sind Branchen mit erhöhtem Anteil an Teilzeitarbeit, MigrantInnen und gering qualifizierten ArbeitnehmerInnen.

Für den Handel lässt sich feststellen, dass besonders die Zufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung und mit dem Einkommen stark zurückgegangen
ist. In Industrie und Gewerbe spielen die körperlichen und gesundheitlichen Belastungen nach wie vor eine große Rolle.

Zum österreichische Arbeitsklima Index

Der Österreichische Arbeitsklima Index ist ein Indikator für Arbeitszufriedenheit
und Arbeitsbelastungen im Beruf. Darüber hinausgehend liefert er Daten zu weiteren Aspekten der Arbeitswelt und der Lebenszufriedenheit. Der Index wird von IFES und SORA seit dem Jahr 1997 laufend für die Arbeiterkammer
Oberösterreich auf repräsentativer Basis erhoben. Jährlich werden in Österreich rund 4.000 persönliche Interviews mit unselbstständig Beschäftigten
ab 16 Jahren geführt. Insgesamt wurden für den Arbeitsklima-Index seit 1997 ca. 66.000 Interviews mit österreichischen ArbeitnehmerInnen durchgeführt,
rund 13.000 davon mit Wiener Beschäftigten.