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News

Junge: Exkludiert und resigniert

Projekte

Interdisziplinäre SORA-Projekte zeigen Problemlagen und politische Handlungsmöglich­keiten auf.

Die Jungen gehören zu den großen Verlierern der Finanz- und Wirtschaftskrise. Zwar steht Österreich im europäischen Vergleich gut da, doch auch hier besteht Handlungsbedarf: Laut Arbeiterkammer sind über 100.000 Jugendliche ohne nachhaltige Perspektive auf dem Arbeitsmarkt. Welche Erlebnisse und sozialen Prozesse hinter dieser Zahl stehen, und was die Politik tun kann, beleuchten aktuelle SORA-Studien.

Wo Arbeitsmarkt und Bildungssystem versagen

Wiederholte Schulwechsel oder Schulabbruch, unklare berufliche Ziele und fehlende Unterstützung, häufige Jobwechsel, schlechte Arbeitsbedingungen, gesundheitliche Probleme, das Gefühl zu versagen und nicht dazuzugehören – diese Erfahrungen gehören für viele Junge zur Realität.
Erstmals begleitet SORA daher in einer aktuellen Längsschnittstudie österreichische HauptschulabsolventInnen über drei Jahre in ihrer Zeit nach der Haupt- und Pflichtschule (mehr). Kürzlich abgeschlossen wurde eine interdisziplinäre Grundlagenstudie zu den Lebenslagen der 16- bis 29-jährigen Männer ohne Matura.

Zwei-Drittel-Gesellschaft

Zwei Drittel der jungen Männer ohne Matura machen primär positive Erfahrungen in ihren Bildungs- und Erwerbskarrieren. Sie haben Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und sehen positiv in die Zukunft. Wo jedoch „normale“ Bildungs- und Erwerbskarrieren scheitern, bleiben auch das Selbstvertrauen und das Gefühl „dazuzugehören“ auf der Strecke – bis hin zur völligen Resignation.

Besonders hoch ist die Unzufriedenheit mit Leben und Arbeit unter jenen, die nach der Pflichtschule ohne einen weiteren Lehr- oder Schulabschluss aus dem Bildungssystem ausscheiden. Aber auch die Erfahrung eines Bildungsabstiegs im Vergleich zu den Eltern führt häufig zu einem negativen Selbstbild und unbefriedigenden Erwerbsverläufen.

Frustrierende Bildungs- und Erwerbsverläufe

In ausführlichen Tiefeninterviews ging SORA den vielschichten Bildungs- und Erwerbsbiographien der Jugendlichen auf den Grund. Demnach treten Schwierigkeiten in der Schule vor allem ab dem Ende der Sekundarstufe 1 auf. Ein Teil der jungen Männer bricht daraufhin eine begonnene höhere Schule ab und landet in als unbefriedigend erlebten „Überbrückungs-Jobs“ am Arbeitsmarkt. Eine zweite Gruppe beendet die Schulkarriere mit der Pflichtschule, doch ohne klares Berufsziel gestaltet sich die Lehrstellen- bzw. Arbeitssuche als schwierig – Erfahrungen von Arbeitslosigkeit, von Armut und Ausgrenzung, zunehmende Frustration und ein Verlust an Würde und Selbstwert sind die Folge.

Empowerment

Neben diesen Problemlagen zeigt die Forschung aber auch die Ressourcen und (oft informellen) Kompetenzen der Jugendlichen auf, die es in Schule, Berufsorientierung, Arbeitsmarktintegration und sozialer Arbeit zu stärken gilt. Diese Unterstützungsangebote können es jungen Männern ermöglichen, frühzeitig realistische Lebensentwürfe zu entwickeln, und sie können zum Aufbau von Selbstwirksamkeit und positiven Selbstbildern beitragen. Ein geschlechtersensibler Zugang wird dabei sowohl von der Forschung als auch von ExpertInnen aus der Praxis als wichtiges Erfolgskriterium betont.

  • Mehr zum Themenbereich: Bernhard Perchinig, Verena Platzer, Johanna Blum (2012): Integrations- und Präventionsmaßnahmen für männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund – Herausforderungen und Chancen. (Kurzfassung, PDF)

 

Bildquelle: esrasu, sxc.hu