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Freiheitsindex 2021

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Freiheitsgefühl ist auf Tiefpunkt, ein Viertel fühlt sich (eher) unfrei

Der Freiheitsindex Österreich wurde von Mitte August bis Anfang Oktober 2021 zum vierten Mal von SORA im Auftrag des NEOS Lab erhoben. Er zeigt auf, wie es um das Freiheitsgefühl der Menschen in Österreich in unterschiedlichen Bereichen bestellt ist. Zudem wurde 2021 untersucht, wie das Freiheitsgefühl gestärkt werden kann.

Psychische Belastungen durch die Pandemie und politische Ohnmacht

Die psychischen Belastungen haben im Jahresvergleich zugenommen: Waren 2020 noch 28% der Menschen von einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit betroffen, stieg der Anteil 2021 auf 39%. Insbesondere in der gesellschaftlichen Mitte berichteten mehr Menschen als im Vorjahr von einer Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit (2021: 42%, 2020: 28%). Aber auch im unteren Drittel stieg der Anteil von 53% auf 63% noch einmal an.
Während die Menschen in einer prekären finanziellen Situation akut nach Ausbruch der Pandemie von einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit berichteten, nahm die Resilienz jener mit mehr ökonomischen Ressourcen erst im weiteren Verlauf der Pandemie ab. Von finanziellen Einschnitten im Zuge der Covid-Krise sind nach wie vor insbesondere Menschen im unteren ökonomischen Drittel betroffen.

Repräsentationsdefizite

Zugleich legt die Krise offen, dass Politik und Medien mit Repräsentationsproblemen zu kämpfen haben: Die Mehrheit der Menschen in Österreich fühlen sich und die eigenen Lebensumstände weder in den politischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie noch in der Medienberichterstattung darüber repräsentiert. 37% der Menschen in Österreich sehen sich und die eigenen Lebensumstände von Seiten der Politik berücksichtigt, 32% finden sich in der Medienberichterstattung wider. Dies spiegelt sich auch in einem mangelnden Gefühl der Wertschätzung und in Ohnmacht wider: Fast die Hälfte der Menschen in Österreich (46%) hat den Eindruck, von der Politik wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt zu werden.

Freiheitsgefühl ist auf einem Tiefpunkt angekommen

Der Kern der Erhebungen des Freiheitsindex bildet seit 2018 die Untersuchung des Freiheitsgefühls. 2021 ist das Freiheitsgefühl auf einem Tiefpunkt angekommen: 25% der Menschen in Österreich fühlen sich (eher) unfrei, 2020 waren es noch 19%. Während sich seit Beginn der Erhebungen zeigt, dass sich ökonomische Ungleichheit negativ auf das Gefühl von Freiheit auswirkt, treten auch akute Verschärfungen hinzu: jene Menschen, die durch die Corona-Pandemie unter einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit oder der finanziellen Situation leiden, fühlen sich ebenfalls weniger frei. Aufgrund dieser auf den ersten Blick erkennbaren Unterschiede wurde 2021 erstmals in Form einer Regressionsanalyse eine umfassende Untersuchung der Einflüsse auf das Freiheitsgefühl vorgenommen, in die auch andere Aspekte der persönlichen Freiheit einflossen.

Diskriminierungserfahrungen drücken auf das Freiheitsgefühl

Diskriminierungserfahrungen wurden im Freiheitsindex 2021 erstmals untersucht. Zwischen 16% und 10% der Menschen in Österreich sind von Diskriminierung in einem der abgefragten Bereiche betroffen. Am häufigsten wird von einer Schlechterbehandlung in der medizinischen Versorgung berichtet, gefolgt von Polizeikontrollen und Problemen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Diskriminierung wirkt sich negativ auf das Freiheitsgefühl aus, vor allem im Gesundheitsbereich und in Form von Polizeikontrollen.
Darüber hinaus wirken sich auch Gefühle mangelnder Selbstwirksamkeit negativ auf das Freiheitsgefühl aus. Das Gefühl, die eigene berufliche Zukunft gestalten zu können, ist ein wichtiger Aspekt der Freiheit und trägt zu einer Steigerung ihrer Wahrnehmung bei. Der Eindruck, von der Politik wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt zu werden, deutet nicht nur auf Ohnmacht und ein Repräsentationsproblem der Politik hin, sondern dämpft auch das Freiheitsgefühl.

Bedeutung der Infrastruktur für das Freiheitsgefühl

Darüber hinaus umfasste der Freiheitsindex 2021 auch die infrastrukturelle Versorgung und die Wahrnehmung von Lebensqualität als einen Aspekt der Freiheit. Von einer Belastung durch hohe Wohnkosten berichten 41% der Menschen in Österreich, fehlende Angebote zur Kinderbetreuung 37% und ein mangelhafter Ausbau an öffentlichen Verkehrsmitteln schränken die Lebensqualität von 33% sehr bzw. ziemlich ein. Zugleich erhöht ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz das Freiheitsgefühl.

Wie soll die Last der Krise verteilt werden?

Obwohl immer mehr Menschen von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen sind und die Pandemie weiter andauert, bleibt das Solidaritätsprinzip in der Gesellschaft fest verankert. Zum einen herrscht gesellschaftlicher Konsens darüber, dass die Corona-Krise die junge Generation wirtschaftlich stärker trifft als die Ältere, was 58% der Menschen in Österreich bestätigen. Zum anderen ist kein Generationenkonflikt in Bezug auf die Verteilung der Krisenlasten feststellbar. 65% sind der Ansicht, dass die Kosten fair auf alle Generationen aufgeteilt werden sollen. Obwohl der demographische Wandel 73% Sorge bereitet, findet sich für die Idee der Anhebung des Regelpensionsalters keine Mehrheit.

Über den Freiheitsindex

Wie frei fühlen sich die Menschen in Österreich? Diese und andere Fragen werden mit dem Freiheitsindex untersucht, der von SORA im Auftrag des NEOS Lab entwickelt und 2018 erstmals präsentiert wurde.
Der Freiheitsindex dient als „Frühwarnsystem“ zur Sicherung von Freiheit und liberaler Demokratie, aber auch als Maßstab, wie gut es gelingt, individuelle und gesellschaftliche Freiheitsrechte kontinuierlich neu zu verhandeln und zu verwirklichen. Er wird jährlich als Zusatzerhebung im Rahmen des Österreichischen Demokratie Monitors erhoben.