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AK-Schulkostenstudie: Ein teures Schuljahr im Lockdown

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Eltern gaben im Durchschnitt 1.468€ pro Schulkind aus

Auf den ersten Blick könnte man vielleicht glauben, dass die Monate, in denen der Präsenzunterricht in den Schulen auf Distanzunterricht umgestellt wurde, zumindest die schulbezogenen Ausgaben sinken haben lassen. Dabei verhält es sich genau umgekehrt, wie die Schulkostenstudie zeigt, die SORA im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführt hat.

Ausgaben sind im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen

Aufgrund der notwendigen Anschaffungen von neuen Laptops, Tablets, Kopfhörern oder Druckern bis hin zu einer Aufstockung der Internetkapazitäten liegen die Kosten sogar um 325 Euro über jenen aus der Vorgängerstudie 2015/16.

Eltern gaben im Durchschnitt 1.468€ pro Schulkind aus

1.468€ - so viel kostet der Schulbesuch pro Kind in einem Schuljahr durchschnittlich. Während Fixkosten für z.B.Nachmittagsbetreuung und Verpflegung den meisten Eltern im Vorfeld bekannt sind, kommen weitere „versteckte“ Kosten für den Schulbesuch und Unterricht hinzu, deren Höhe oftmals nicht abschätzbar ist. Die AK-Schulkostenstudie zeigt nun: Im Schnitt müssen Eltern mit weiteren Ausgaben in der Höhe von 828 Euro pro Schuljahr rechnen. Diese fallen entweder in den Sommerferien an (371 Euro) oder sind im laufenden Schuljahr zu begleichen (457 Euro).

Mehr als die Hälfte der Eltern musste während Corona in EDV investieren

Zu den Schulkosten zählten im Schuljahr 2020/21 vor allem EDV-Ausgaben: 55% aller Eltern mussten Laptops, Drucker oder die Internetverbindung nachrüsten oder neu kaufen, pro Kind kostete dies im Schnitt 458 Euro. Trotz mehrerer Lockdowns fielen aber auch weiterhin „normale“ Kosten für Schulsachen an, im Schnitt 194 Euro pro Kind für allgemeine Schulsachen und 133 Euro für fachspezifisches Schulmaterial. Drei Viertel aller Eltern hatten Beiträge und Selbstbehalte zu entrichten, pro Schulkind kostete dies 82 Euro. Auch Nachhilfe kommt teuer: 16% aller Eltern organisierte für ihre Kinder um rund 400 Euro eine bezahlte Nachhilfe. Andere schulbezogene Kosten für z.B. Spindmiete, Klassenfotos oder Verkehrstickets belaufen sich pro Kind auf 200 Euro. Mehrtägige Exkursionen fanden zwar nur selten statt, kosteten 11% der Familien aber pro Kind 178 Euro, eintägige Exkursionen 40 Euro. Im Sommer geben 34% aller Eltern ihre Kinder in eine Ferienbetreuung – pro Kind kostet diese 273 Euro. Bezieht man alle Familien mit ein – nicht nur jene, die auch die entsprechenden Ausgaben hatten – dann kostete der Schulbesuch eines Kindes in Österreich im Schuljahr 2020/21 insgesamt 1.468 Euro.

Je länger die Ausbildung dauert, desto höher werden die Kosten

Liegen die durchschnittlichen Kosten pro Kind in einer Volksschule, Mittelschule oder AHS-Unterstufe noch etwas niedriger (< 1.400 Euro), steigen sie für den Schulbesuch in der Sekundarstufe II auf 1.688 Euro an. Während die Fixkosten in höheren Schulstufen sinken, sind es vor allem die laufenden Schulkosten – insbesondere für EDV und Nachhilfe – die in maturaführenden Schulen (AHS, BHS) stark steigen.

Schulkosten reduzieren das Haushaltseinkommen

Familien geben im Schnitt 8% ihres Jahreshaushaltseinkommens für den Schulbesuch aus. Wer wie stark davon belastet ist, ist aber nicht gleich verteilt. Während Haushalte mit einem Haushaltseinkommen von monatlich mehr als 3.750 Euro nur 5% dieses Geldes für die Schulkosten ihrer Kinder aufwenden müssen, sind es in Familien mit einem Einkommen von maximal 2.000 Euro 14% - also fast drei Mal so viel. Der Schulkostenanteil macht in diesen Familien rund ein Sechstel ihres Jahreseinkommens aus.

Bildung als Frage der Leistbarkeit

Diese Zahlen legen den Schluss nahe, dass die Leist- und Finanzierbarkeit bei den Überlegungen, welches Kind welche Ausbildung überhaupt absolvieren kann, eine entscheidende Rolle spielt. Die Länge der Ausbildung ist unmittelbar an die Frage geknüpft, wie gut man sich als Familie die entstehenden Kosten für den weiteren Schulbesuch nach der Pflichtschule leisten kann. Wenn sich manche Familien Schulmaterialien wie z.B. Laptops, Tablets, Bücher oder Nachhilfe und Ausflüge nicht mehr leisten können, sinken die Teilhabemöglichkeiten der Kinder. Dies spiegelt sich auch im Ergebnis wider, wonach im Februar 2021 14% aller Familien sagen, sie werden sich die ursprünglich angedachte Ausbildung mindestens eines ihrer Kinder aufgrund der Corona-Pandemie wahrscheinlich nicht mehr leisten können. Dass sozioökonomisch weniger abgesicherte Familien ungleich härter von der Coronakrise getroffen wurden, dürfte die soziale Kluft nur noch weiter verschärfen. Aber nicht nur die Belastung aufgrund der Schulkosten wiegt in Haushalten schwerer, auch die anderen coronabedingten Belastungen haben diese Familien härter getroffen.

Daten zur Untersuchung: SORA-Panelbefragung von 2.916 Eltern mit 4.335 Kindern und Jugendlichen von September 2020 bis Juli 2021