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Wählen mit 16 in Wien (2005)

Projekte

Post-election Survey der Wiener Gemeinderatswahl 2005 zum Wahlverhalten der 16- bis 18-Jährigen

Dieser post-election survey zur Wiener Gemeinderatswahl 2005 untersuchte das Wahlverhalten der 16- bis 18-Jährigen. Sie waren bei dieser Wahl erstmals auf kommunaler Ebene wahlberechtigt. Aus den Ergebnissen lässt sich schließen, dass Jugendliche die Demokratie ernst nehmen: Ihre Wahlbeteiligung war genauso hoch wie jene der erwachsenen Wahlberechtigten.

59% der Jugendlichen haben am 23. Oktober 2005 bei der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien ihre Stimme abgegeben. Jugendliche Frauen beteiligten sich mit 61% im Vergleich zu den gleichaltrigen Männern (57%) etwas stärker an der Landtagswahl.

Wahlaltersenkung steigert Interesse an Politik

Die Möglichkeit zur Mitbestimmung und das Wahlrecht für Jugendliche standen an erster Stelle der Motive für die Wahlteilnahme. Die Jugendlichen hatten das Gefühl zum ersten Mal von der Politik ernst genommen zu werden. Viele der jugendlichen Wahlberechtigten haben sich aktiv ins Geschehen rund um den Wiener Wahlkampf eingebracht, wurden zu informellen Opinion-Leadern und haben selbst jemanden zur Wahlteilnahme aufgefordert.

Jugendliche nehmen Demokratie ernst

Neben den Wahlmotiven zeigen auch die qualitativen Interviews, dass sich die Jugendlichen einhellig zu den Grundwerten der Demokratie bekennen und diese fest in ihrem persönlichen Wertesystem verankert sind.

Rot-Grün dominiert bei Jugendlichen

Die SPÖ ist bei den 16- bis 18-Jährigen ähnlich stark wie bei der Gesamtwählerschaft in Wien und auch bei den jüngsten WählerInnen eindeutig die stärkste Partei. Die Grünen bekamen bei den Jugendlichen ein Viertel aller Stimmen, sie schnitten signifikant besser ab als im Rest der Wiener Wahlbevölkerung. ÖVP und FPÖ liegen in dieser Altersschicht etwas hinter ihrem Gesamtergebnis. Fast drei Viertel (72%) aller Jugendlichen haben entweder rot oder grün gewählt.

Starke Unterschiede im Wahlverhalten gibt es zwischen SchülerInnen und Lehrlingen bzw. BerufsschülerInnen. Zwar ist die SPÖ bei allen Gruppen stark, bei den Lehrlingen und BMS-SchülerInnen ist ihr Anteil mit 57% aber besonders hoch. Die Grünen konnten vor allem bei AHS-SchülerInnen punkten. Jugendliche in einer Lehrausbildung haben zu 22% FPÖ gewählt.

Soziale Schichtzugehörigkeit bestimmt die Wahlentscheidung

Es zeigte sich, dass sowohl die Einschätzung des eigenen Lebensstandards, die (Aus-)Bildung der Jugendlichen aber insbesondere die Bildung der Mutter großen Einfluss auf die Wahlentscheidung hatten. Je niedriger die höchste abgeschlossene Bildung der Mutter desto eher sind die Jugendlichen SPÖ-affin. Ist die Mutter eine Akademikerin, dann sind die Grünen die stärkste Partei und auch die ÖVP liegt noch vor der SPÖ.

Ähnlich die Ergebnisse, wenn man soziale Schichtzugehörigkeit über den subjektiv wahrgenommenen Lebensstandard definiert. Jugendliche, die ihren Lebensstandard niedrig bis durchschnittlich einschätzen, sind stark SPÖ-affin. Je höher der eigene Lebensstandard eingestuft wird desto größer wird die Affinität zur ÖVP und zu den Grünen.

Die Ergebnisse bestätigen auch den Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und sozialer Schichtzugehörigkeit einerseits und höherer Wahlbeteiligung andererseits.

Integrationspolitik häufigstes Motiv für die Wahlentscheidung

Bei den Wahlthemen nannten die Jugendlichen die Integrationspolitik am häufigsten als ihre Antriebsfeder. Das Thema Integrationspolitik hat die Wahlbeteiligung gesteigert, wobei es vor allem zu Stimmengewinnen der SPÖ gekommen ist. Das Thema zeigt keinen signifikanten Zusammenhang mit der Stimmabgabe für die FPÖ. Es war bei vielen Jugendlichen Hauptbeweggrund ihre Stimme gegen die FPÖ abzugeben.

Zur Studie

Die Studie zum Wahlverhalten der Wiener Jugendlichen bei der Gemeinderatswahl 2005 wurde von SORA, dem Österreichischen Institut für Jugendforschung und dem Wissenschaftszentrum Wien gemeinsam durchgeführt. Sie ist eine post-election study und umfasst zwei quantitative und einen qualitativen Teil. Die Studie wurde am 16.12.2005 in Wien präsentiert.

In einer telefonischen Befragung wurden 700 wahlberechtigte Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren interviewt (repräsentative Zufallsauswahl). Der Fragebogen dazu baut auf einen international vergleichbaren Modell-Fragenkatalog auf, der im Rahmen des EU-Forschungsprojektes EUYOUPART entwickelt wurde.

Die Frage nach der Wahlbeteiligung in der Umfrage birgt das Problem sozial erwünschter Antworten. Daher hat SORA zur Erhebung der tatsächlichen Wahlbeteiligung eine Stichprobe aus Wiener Wahlsprengeln ausgewertet.

In einem dritten, qualitativen Teil führte Dr. Ulrike Kozeluh (Wissenschaftszentrum Wien) elf qualitative Face-to-face Interviews mit Jugendlichen durch.

Downloads: 
Ergebnisse der Nachwahlanalyse: Wählen mit 16 bei der Wiener Gemeinderatswahl 2005 (pdf, ~400 KB)
Pressepapier Wählen mit 16 (pdf, ~120 KB)