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Vertrauen bei Jungen im Keller

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Ö3-Jugendstudie 2023: Nur 17% vertrauen der Politik

„Inside GenZ“: Zwischen 17. April und 14. Mai haben sich rund 40.000 junge Menschen an der großen Ö3-Jugendstudie 2023 beteiligt. Sie wurden eingeladen, in einem interaktiven Erhebungstool 80 Fragen quer durch alle Lebensbereiche zu beantworten und so ein aktuelles Bild ihrer Generation zu zeichnen. SORA hat die Studie wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Zusätzlich hat SORA im selben Zeitraum eine repräsentative Telefon- und Online-Befragung von n=800 jungen Menschen im Alter von 16 bis 25 durchgeführt. Diese kommt bei den zentralen Indikatoren zu übereinstimmenden Ergebnissen.  

Studienleiterin Martina Zandonella (SORA) über das aktuelle Bild der GenZ:
„Die junge Generation nimmt selbstverständlich Anteil an der Welt, verfolgt aktuelle Nachrichten. Zugleich besteht eine große Distanz zur Politik: Ihr vertrauen derzeit nur 17% der jungen Menschen, von ihr vertreten fühlen sich nur 15%. Das hat auch mit den Erfahrungen zu tun, die die jungen Menschen in den vergangenen drei Jahren gemacht haben: Zum einen wurde offensichtlich, dass die Politik Entscheidungen trifft, die ihr Leben maßgeblich verändern können. Zum anderen wurden ihre Anliegen bei diesen Entscheidungen kaum berücksichtigt. Bei einer Generation, die ihre Bedürfnisse ernst nimmt und die erwartet, mit ihren Bedürfnissen ernst genommen zu werden, hat das natürlich Konsequenzen.“

Zentrale Ergebnisse

Arbeiten? „Natürlich – aber so, wie ich es will…“

Sicherheit, Sinn und Vereinbarkeit stehen ganz oben auf der Liste jener Rahmenbedingungen, die sich die GenZ für ihr Berufsleben wünscht: Ein sicherer Arbeitsplatz ist für drei Viertel (76%) sehr wichtig, ebenso viele (75%) wollen jedenfalls etwas Sinnvolles tun. Neben der Arbeit soll außerdem genug Zeit für andere wichtige Dinge bleiben (66%). Daher sind auch flexible, an die jeweiligen Lebensumstände anpassbare Arbeitszeiten für die Mehrzahl der jungen Menschen unerlässlich (59%). Im Gegensatz dazu sind ein von Sicherheit und Sinn abgekoppeltes Viel-leisten oder ein hohes Einkommen weniger relevant (für 29% bzw. 38% sehr wichtig).

Geht es um die Anpassung des Arbeits- an das Privatleben ist sich die GenZ tatsächlich einig: Vereinbarkeit ist in ihren Vorstellungen von „wie soll Arbeit“ ganz weit oben. Neben flexiblen Arbeitszeiten umfasst dies auch die Vier-Tage-Woche, rund zwei Drittel der jungen Menschen sprechen sich dafür aus. Anpassung ist jedoch keine Einbahnstraße: Für etwas mehr als die Hälfte (55%) der GenZ ist es völlig in Ordnung, in der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen zu arbeiten, wenn ihr Beruf dies erfordert. Weitere 28% sind von solchen Arbeitszeiten zwar nicht begeistert, für ihren Traumberuf würden sie diese aber in Kauf nehmen.

Die Schule? Lernt am Leben vorbei…

Anschließend an die u.a. mit der Digitalisierung verbundenen Umbrüche unserer Lebens- und Arbeitswelten braucht es aus Sicht der GenZ auch eine andere Schule: 69% von ihnen denken, dass sowohl die Lehrpläne als auch die Art des Lernens den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. In jedem einzelnen Kopf jenes Wissen zu sammeln, das auch jederzeit online
verfügbar ist, hat für die GenZ kaum Mehrwert. Gerade weil Informationen ständig verfügbar sind, sollte vielmehr gelernt werden, wie diese zu bewerten sind und wie relevante Zusammenhänge erkannt werden können.

Beziehungsleben? Traditionell – mit einem vielfältigerem Mindset…

In der GenZ sind die unterschiedlichen Arten zu sein oder zu leben angekommen: Dass z.B. sexuelle Orientierungen und Geschlechteridentitäten frei gelebt werden können, steht für die überwiegende Mehrzahl der jungen Menschen (84%) außer Frage. Ausgehend von einer neuen Vielfalt fallen ihre Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft dann aber eher traditionell aus: Zwei Drittel (67%) wollen heiraten, für 62% sind Kinder Teil eines gelungenen Lebens und rund die Hälfte (48%) denkt, dass Mütter, die kurz nach der Geburt wieder arbeiten gehen, eine Ausnahme bleiben sollten. 

Der Traum von einer neuen, besseren Welt? Die große Revolution bleibt aus…

Anteil am Geschehen in der Welt zu nehmen ist für die GenZ selbstverständlich: 84% von ihnen verfolgen die aktuellen Nachrichten, um informiert zu bleiben und um sich eine eigene Meinung zu bilden. Etwas enger gefasst, interessieren sich zwei Drittel der jungen Menschen auch für Politik und politische Prozesse.

Weit oben auf der Liste jener Themen, bei welchen die GenZ dringenden Handlungsbedarf sieht, steht der Klimawandel (77%). Beinahe ebenso weit verbreitet ist die sich daraus ergebende Forderung an die Politik, endlich Regeln für nachhaltige Veränderungen festzulegen (68%). Solange dies nicht passiert, bleibt allerdings auch in der GenZ einiges beim Alten: Neun von zehn wünschen sich ein Eigenheim, zwei Drittel wollen einen Benziner kaufen und 62% sprechen sich gegen weitere Geschwindigkeitsbeschränkungen aus.

Dennoch wird die GenZ vieles verändern…

Nach Jahren der multiplen Krisenerfahrungen und fehlenden Planbarkeit handelt die GenZ bedürfnisorientiert und pragmatisch. Sicherheit, Klarheit und Sinn im eigenen Leben stehen weit vorne, der „Traum von einer besseren Welt“ bestimmt nicht das alltägliche Handeln. Dieser Fokus auf das eigene Leben ist jedoch kein purer Egoismus, sondern ein Erkennen des eigenen Wertes und der eigenen Werte – und eben diese eröffnen auch Spielraum für gesamtgesellschaftliche Weiterentwicklung.

Ö3-Jugendstudie: Methode & Facts…

Die Ö3-Jugendstudie ist ein Projekt von Hitradio Ö3, unterstützt von ORF Public Value und wissenschaftlich begleitet und abschließend ausgewertet vom Sozialforschungsinstitut SORA. Speziell die 16- bis 25-Jährigen wurden eingeladen, Fragen quer durch alle Lebensbereiche zu beantworten, zu diskutieren und so ein aktuelles Bild ihrer Generation zu zeichnen. Datengrundlage der Ö3-Jugendstudie ist eine Online- Befragung: Zwischen dem 17. April und dem 14. Mai haben insgesamt rund 40.000 junge Menschen an der Erhebung teilgenommen. Für die Studie ausgewertet wurde die Zielgruppe der 16- bis 25-Jährigen, die zumindest 90% der Fragen beantwortet haben. Eine im selben Zeitraum durchgeführte repräsentative Telefon- und Online-Befragung von n=800 jungen Menschen im Alter von 16 bis 25 kommt bei den zentralen Indikatoren zu übereinstimmenden Ergebnissen.