Landtagswahl Vorarlberg 2004

Die ÖVP kann bei der Landtagswahl 2004 in Vorarlberg um 9,2 Prozentpunkte zulegen und erreicht mit 54,9% der Stimmen die absolute Mehrheit. Gewinnerinnen sind aber auch die SPÖ und die Grünen: Die SPÖ verdrängt mit einem Zuwachs von 3,9 Prozentpunkten und 16,9% der Stimmen die FPÖ von Platz zwei, die Grünen erhalten mit einem Plus von 4,1 Prozentpunkten 10,2% der Stimmen. Große Verliererin ist die FPÖ: Sie reduziert ihr Wahlergebnis von 1999 um mehr als die Hälfte und erhält mit einem Verlust von 14,5 Prozentpunkten nur noch 13% der Stimmen.
Die Wahlbeteiligung ist von 87,8% auf 60,2% massiv gesunken, ÖVP, FPÖ und SPÖ haben dadurch an absoluten Stimmen verloren. Lediglich die Grünen können Zugewinne nicht nur in Prozentpunkten, sondern auch in absoluten Stimmen verzeichnen.

Die großen Trends dieser Wahl sind:

  • Die hohen Verluste sämtlicher Parteien, vor allem aber der FPÖ, an die NichtwählerInnen
  • Ein relativ geringer Wählerstimmen-Austausch zwischen den Parteien

Die ausführliche Wahlanalyse zum Download (PDF).

Die Landtagswahl Vorarlberg im Detail

Kärnten war das einzige Bundesland, das bei der Niederlagenserie der FPÖ aus der Reihe tanzte (plus 0,4%). Das Minus von 14,4% in Vorarlberg war der stärkste Verlust, den die FPÖ jemals bei einer Landtagswahl erhalten hat. Laut der SORA-Wählerstromanalyse gaben nur 28% der FPÖ-WählerInnen von 1999 diesmal wieder ihre Stimme der FPÖ, damit liegt die Behalterate der FPÖ Vorarlberg zwischen jenen der Landtagswahlen in Salzburg und Oberösterreich (je 33%) auf der einen Seite und Tirol (21%) und Niederösterreich (18%) auf der anderen Seite. Wie auch bereits in Tirol gingen mehr als die Hälfte der FPÖ-WählerInnen von 1999 gar nicht mehr zur Wahl.

Die ÖVP konnte in Vorarlberg knapp jede/n zehnte/n FPÖ-WählerIn von 1999 für sich mobilisieren. In Oberösterreich, Tirol und Salzburg wanderte noch jede/r sechste freiheitliche WählerIn von Blau zu Schwarz, in Niederösterreich fast jede/r zweite. Aber auch die SPÖ konnte diesmal weniger als bei anderen Wahlen am FPÖ-Kuchen mitnaschen. Verglichen mit den Landtagswahlen im letzten und heurigen Jahr war der Verlust mit 2% an die SPÖ am geringsten. Der Abgang von ehemaligen freiheitlichen WählerInnen zu anderen Parteien war nur geringfügig.

Insgesamt wurde die Wahl nur zum Teil durch den Wechsel zwischen den Parteien entschieden: 1999 hatten in Vorarlberg noch zwei von zehn WählerInnen die Partei gewechselt, während es 2004 nur eine/r von zehn war. Die geringe Wahlbeteiligung von 60,2% spiegelte sich auch im geringen Anteil (2%) der mobilisierten NichtwählerInnen und im vergleichsweise hohen Anteil (27%) der demobilisierten ParteiwählerInnen wieder. Bei der Landtagswahl 1999 hingegen hielten sich mit je 6% die Mobilisierung von NichtwählerInnen und die Demobilisierung von ParteiwählerInnen noch die Waage.

Auch die Parteientreue der VorarlbergerInnen ist bei dieser Wahl gesunken: So gibt es 2004 um 12% weniger konstante ParteiwählerInnen als 1999. Der Anteil der konstanten NichtwählerInnen ist hingegen etwas gestiegen.

Beim Wechsel des Elektorats von einer Partei zu anderen Parteien liegt Vorarlberg im bundesweiten Trend und ex aequo mit Tirol. Bei der Mobilisierung der NichtwählerInnen liegt Vorarlberg nur an vorletzter Stelle noch vor der Steiermark. Die Spitzenstellung erreicht das westlichste Bundesland bei der Demobilisierung von ParteiwählerInnen und hat damit einen fast dreimal so hohen Wert wie der Durchschnitt aller Bundesländer. Insgesamt hat Vorarlberg den höchsten Anteil an WechselwählerInnen, gefolgt von der Bundeshauptstadt Wien.

Deutlich unter dem Mittelwert aller Bundesländer liegt der Anteil der konstanten WählerInnen in Vorarlberg. Dies ist einerseits durch die unterdurchschnittliche Parteientreue - nur Tirol und Wien weisen geringere Werte auf - und andererseits durch den vergleichsweise niedrigsten Anteil an konstanten NichtwählerInnen bedingt.

Vorarlberg ist damit das Bundesland mit dem größten Anteil an WechselwählerInnen in Österreich, vor allem bedingt durch die hohe Demobilisierung von ParteiwählerInnen.

Wählerströme

Die größte Wählerwanderung in Vorarlberg ist jene zu den NichtwählerInnen, was sich letztendlich in der massiv gesunkenen Wahlbeteiligung niederschlägt. ÖVP, SPÖ und Grüne verlieren je ein Viertel ihrer WählerInnen von 1999 an die Wahlenthaltung. Von den FPÖ-WählerInnen der Landtagswahl 1999 blieben diesmal gar 56% den Wahlurnen fern. In absoluten Stimmen ergibt dies eine Abwanderung von 31.900 Stimmen von der FPÖ, 22.800 von der ÖVP, 6.700 von der SPÖ und 3.200 von den Grünen. Keine der vier Parteien kann diese Verluste durch Zuströme von ehemaligen NichtwählerInnen ausgleichen. Immerhin verzeichnet aber die SPÖ einen Zugewinn von 2.600 NichtwählerInnen von 1999, die Grünen können 1.800 NichtwählerInnen von 1999 für sich mobilisieren.

Große Wählerströme zwischen den Parteien blieben bei der Vorarlberger Landtagswahl 2004 aus. Die ÖVP erhält 5.000 Stimmen von der FPÖ, 2.800 von den Sonstigen und 2.200 von den Grünen. Im Gegenzug verliert sie 1.600 WählerInnen von 1999 an die Grünen, steigt aber damit noch mit einem positiven Saldo von 600 Stimmen aus.

Die FPÖ muss neben ihren massiven Verlusten an die NichtwählerInnen und der Abwanderung von 5.000 WählerInnen zur ÖVP auch Verluste an die Grünen (1.700 Stimmen), die Sonstigen (1.200 Stimmen) und die SPÖ (1.000 Stimmen) hinnehmen. Einzig und allein im Austausch mit den Sonstigen von 1999, von denen sie 2.400 Stimmen erhalten, können die Freiheitlichen mit einem positiven Saldo von 1.200 Stimmen aussteigen.

Auch die SPÖ kann einen positiven Austausch mit den Sonstigen verzeichnen, sie erhält 1.900 Stimmen und muss im Gegenzug nur 200 abgeben. Positiv steigt die SPÖ auch aus dem - allerdings sehr geringen - Austausch mit ÖVP und FPÖ aus, nur an die Grünen verliert sie mehr als sie erhält: 1.700 SPÖ-WählerInnen von 1999 votierten diesmal für die Grünen, 400 ehemalige Grün-WählerInnen für die SPÖ.

Die Grünen steigen lediglich aus dem WählerInnenaustausch mit der ÖVP mit einem negativen Saldo von 600 Stimmen aus, von SPÖ, FPÖ und den Sonstigen können sie mehr gewinnen als sie verlieren. Da die Zugewinne die Verluste an die NichtwählerInnen mehr als ausgleichen, können sie als einzige Partei einen absoluten Stimmenzuwachs verzeichnen.

Aufgrund der gesunkenen Wahlbeteiligung sind auch die Behalteraten der Parteien relativ niedrig: Die ÖVP wurde von 73% ihrer WählerInnen von 1999 wieder gewählt, die SPÖ von 67% und die Grünen von 52%. Die FPÖ wurde mit einer Behalterate von 28% von nicht einmal mehr einem Drittel ihrer WählerInnen von 1999 wieder gewählt.