Landtagswahl Salzburg 2023

Stimmung in Salzburg gekippt

Salzburg hat gewählt. Die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung beruht auf telefonischen Interviews mit 1.230 Wahlberechtigten, die zwischen 17. und 22. April durchgeführt wurden (zur Methodik).

Stimmung in Salzburg gekippt

  • Die Stimmung in Salzburg ist schlecht: Mit 42% blickt eine Mehrheit eher negativ auf die vergangenen fünf Jahre zurück, 38% sehen keine Veränderung und 16% fällen ein eher positives Urteil.
  • Im Vergleich zur letzten Landtagswahl ist diese Bilanz deutlich schlechter: 2018 beurteilten noch 34% die Entwicklung eher positiv und nur 19% sprachen ein eher negatives Urteil aus, 45% sahen damals keine Veränderung im Land.

Mehrheit erwartet schlechtere Zukunft für junge Generation

  • Knapp zwei Drittel (62%) der Salzburger:innen sind der Meinung, dass das Leben für die junge Generation einmal schlechter sein wird.
  • Damit blicken mehr als doppelt so viele Menschen in Salzburg pessimistisch in die Zukunft der Jungen wie noch vor fünf Jahren. 2018 gaben nur 30% an, dass es die Jungen in der Zukunft einmal schlechter haben werden.

8 von 10 halten Leben in Salzburg für kaum leistbar

  • Die Mehrheit der Salzburger:innen hält Salzburg für immer weniger leistbar: insgesamt 84% sind der Meinung, dass man sich das Leben in Salzburg immer schwerer leisten kann.

Hälfte vertraut in Politik, Mehrheit fühlt sich nicht verstanden

  • Nur rund die Hälfte der Menschen in Salzburg vertraut in die Problemlösungskompetenz der Politik. 49% stimmen der Aussage „Ich vertraue darauf, dass die Politik in Salzburg gute Lösungen für die kommenden Herausforderungen findet.“ sehr oder ziemlich zu.
  • Damit liegt das Vertrauen in die Lösungskompetenz etwas unter den bei den vergangenen Landtagswahlen gemessenen Werten: In Kärnten gaben 58% und in Niederösterreich 56% an, sehr oder ziemlich darauf zu vertrauen, dass die Politik im eigenen Land für die kommenden Herausforderungen gute Lösungen findet.
  • Zusätzlich zum Eindruck, die Politik könnte die Herausforderungen der Zeit nur bedingt lösen, fühlt sich die Mehrheit der Salzburger:innen nicht verstanden. Nur rund ein Drittel (31%) stimmen der Aussage, dass die Politikerinnen und Politiker die eigenen Alltagssorgen verstehen würden, sehr bzw. ziemlich zu.

Wahlmotive

Stellt man die Frage, welche Parteien künftig in der Landesregierung vertreten sein sollen, zeigten sich folgende Wahlmotive:

Für ÖVP-Wähler:innen war Wilfried Haslauer Hauptwahlmotiv

Eine Mehrheit von 46% der ÖVP-Wähler:innen sieht weder eine negative noch eine positive Entwicklung im Bundesland Salzburg. Fragt man sie nach dem Hauptgrund für ihre Wahlentscheidung, nennen die ÖVP-Anhänger:innen vor allem den Spitzenkandidaten Wilfried Haslauer (20%), dass sie immer diese Partei wählen (19%) sowie die bisherige Arbeit der Partei (13%). Die Wähler:innen der ÖVP sind im Vergleich zu allen Salzburger:innen auch weniger pessimistisch was die Zukunft der jungen Generation betrifft. Rund 4 von 10 sind der Überzeugung, dass sie es einmal eher schlechter haben wird – im Vergleich zu 62% aller Salzburger:innen. Zudem fühlen sich die ÖVP-Wähler:innen besser von der Politik verstanden und haben von allen Wähler:innen das höchste Vertrauen in die politische Problemlösungskompetenz: Von ihnen sagen 61%, dass die Politiker:innen die Alltagssorgen der Menschen verstehen würden (im Vergleich zu 31% unter allen Salzburger:innen). 81% der ÖVP-Wähler:innen vertrauen in die Problemlösungskompetenz der Politik (im Vergleich zu 49% aller Menschen in Salzburg). Neben der Teuerung beschäftigte die Wähler:innen der ÖVP vor allem die Themen Gesundheitsversorgung und Pflege (34%) sowie Sicherheit und Krieg bzw. leistbares Wohnen (30% bzw. 28%).

FPÖ kann Unzufriedene mobilisieren

Die FPÖ-Wähler:innen blicken deutlich pessimistischer auf die Entwicklung ihres Landes in den letzten fünf Jahren zurück. 72% von ihnen haben den Eindruck, dass sich Salzburg eher negativ entwickelt hat. Auch für die FPÖ-Wähler:innen war die Teuerung das bestimmende Thema im Wahlkampf. 55% diskutierten darüber, gefolgt von Zuwanderung und Integration (45%) sowie leistbarem Wohnen (41%) Für die Wähler:innen der Freiheitlichen spielte im Wahlkampf das Thema Zuwanderung und Integration damit eine deutlich wichtigere Rolle als für die Wähler:innen anderer Parteien. Für sie stellen die inhaltlichen Standpunkte das wichtigste Wahlmotiv dar (16%), gefolgt von dem Gefühl, dass keine andere Partei wählbar ist (14%) sowie die Glaubwürdigkeit und die Corona-Haltung der Partei (jeweils 10%). Die FPÖ-Wähler:innen haben ein deutlich geringeres Vertrauen in die Politik: 83% fühlen sich von den Politiker:innen nicht verstanden und 59% vertrauen wenig bis gar nicht darauf, dass die Politik in Salzburg gute Lösungen für die kommenden Herausforderungen finden kann. Auch die FPÖ-Wähler:innen halten das Leben in Salzburg mehrheitlich für nicht mehr leistbar (89%).

SPÖ-Wähler:innen halten Salzburg für wenig leistbar

9 von 10 SPÖ-Wähler:innen halten Salzburg für immer weniger leistbar. Dementsprechend haben auch die SPÖ-Wähler:innen im Vorfeld der Wahl am häufigsten über die Inflation und steigende Preise (49%) diskutiert, gefolgt von leistbarem Wohnen (40%) sowie der Sicherung der Energieversorgung (35%). Das Hauptwahlmotiv der SPÖ-Wähler:innen stellt die Stammwahl dar (21%), weitere 17% sehen ihre Interessen bei der SPÖ am besten vertreten, gefolgt von den inhaltlichen Standpunkten der Partei (13%). Unter den SPÖ-Wähler:innen ist außerdem auffällig, dass sie mehrheitlich eine negative Entwicklung Salzburgs seit 2018 wahrnehmen (44%) und sich pessimistisch zeigen, wenn es um die Zukunft der jungen Generation geht (61%).

Grün-Wähler:innen  sind mit Entwicklung des Lands unzufrieden

Obwohl die eigene Partei in der Landesregierung vertreten ist, beurteilen die Grün-Wähler:innen mit 48% die Entwicklung Salzburgs negativ. Auch in die Zukunft der jungen Generation beurteilen Anhänger:innen der Grünen ähnlich negativ: 64% teilen den Eindruck, die junge Generation wird es einmal schlechter haben. Die inhaltlichen Standpunkte haben die Wahlentscheidung der Grün-Wähler:innen maßgeblich beeinflusst, 69% geben dies als Hauptwahlmotiv an. Weit dahinter folgen die inhaltliche Arbeit sowie die Glaubwürdigkeit der Partei (je 6%). Wie in den vergangenen Wahlen stand das Thema Klima und Umweltschutz für die Grün-Wähler:innen im Mittelpunkt, 56% diskutierten darüber im Vorfeld der Wahl sehr häufig, gefolgt vom leistbaren Wohnen, das 40% sehr beschäftigt hat sowie Verkehr und Mobilität (37%).

Für KPÖ-Wähler:innen ist leistbares Wohnen alles bestimmendes Thema

Die KPÖ konnte ihre Wähler:innen vor allem mit dem Thema leistbares Wohnen mobilisieren, 43% diskutierten darüber sehr häufig. Darauf folgen Inflation und steigende Preise (40%) sowie Verkehr und Mobilität (34%). Haupt-Wahlmotiv stellt der Spitzenkandidat Kay Michael Dankl dar, 22% haben die KPÖ wegen ihm gewählt. Weitere 18% der KPÖ-Wähler:innen sehen keine andere Partei wählbar und für 14% stellt die Glaubwürdigkeit das wichtigste Wahlmotiv dar. Auffällig ist zudem, dass die KPÖ-Wähler:innen ihre Wahlentscheidung so häufiger erst in den letzten Tagen getroffen haben: das sagen 23% der KPÖ-Wähler:innen – mehr als bei den anderen Parteien, deren Wähler:innen ihre Wahlentscheidung bereits vor mehr als drei Wochen getroffen haben. Auch die KPÖ konnte mehrheitlich Unzufriedene mobilisieren: Die Hälfte der KPÖ-Wähler:innen blickt negativ auf die Entwicklung Salzburgs zurück, 60% sehen auch für die Zukunft der jungen Generation eher schlechter. Mit 37% ist in dieser Gruppe das Politikvertrauen im Vergleich am geringsten. Außerdem ist auffällig, dass die KPÖ-Wähler:innen am wenigsten das Gefühl haben, dass die Alltagssorgen von der Politik gesehen werden (15% fühlen sich verstanden). Außerdem haben die KPÖ-Wähler:innen mit 94% am stärksten das Gefühl, dass Salzburg immer schwerer leistbar ist.

Wer hat wen gewählt?

Die Wahlbefragung zeigt bei dieser Wahl deutliche Unterschiede im Wahlverhalten unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen.

Unterschiede nach Geschlecht

Beim Wahlverhalten nach dem Geschlecht zeigen sich nur bei der FPÖ Unterschiede: die Freiheitlichen wurden verstärkt von Männern gewählt und würden in dieser Gruppe mit 29% gleichauf mit der ÖVP den ersten Platz erreichen. Unter Frauen erreicht die FPÖ 23%.

Unterschiede nach Alter

  • Die FPÖ schneidet am besten in der mittleren Altersgruppe ab und erreicht bei den Salzburger:innen zwischen 30 und 59 insgesamt 31%.
  • Die ÖVP konnte die Menschen in Salzburg ab 60 Jahren am besten mobilisieren, dort erzielt sie 44%. 

Unterschiede nach Erwerbsstatus und Bildung

  • Dementsprechend sind es auch die Pensionist:innen, welche am stärksten die ÖVP gewählt haben. In dieser Gruppe erzielt sie 42%.
  • Die FPÖ konnte Erwerbstätige mit 30% hingegen am besten mobilisieren
  • Die GRÜNEN waren vergleichsweise stark bei den Erwerbstätigen (9% im Vergleich zu 4% bei den Pensionist:innen.

Unterschiede nach Entwicklung Salzburgs

  • Die ÖVP hat vor allem jene mobilisiert, die in den vergangenen fünf Jahren in Salzburg eine positive Entwicklung festgestellt haben, in dieser Gruppe erreicht sie 59%.
  • Die FPÖ konnte vor allem von der negativen Stimmung im Bundesland profitieren und erzielt 44% unter jenen, die negativ auf die letzten fünf Jahre zurückblicken.
  • Die KPÖ war insbesondere in der Gruppe jener, die eine negative oder keine Entwicklung wahrgenommen haben.

Unterschiede nach Zeitpunkt der Wahlentscheidung

  • Sowohl FPÖ als auch ÖVP schneiden unter jenen, die bereits vor mehr als drei Wochen ihre Wahlentscheidung getroffen haben, gut ab (29% bzw. 35%).
  • Die KPÖ erzielt unter jenen, die sich erst vor Kurzem entschieden haben mit 22% den ersten Platz.

Unterschiede nach Vertrauen in die Salzburger Politik, Leistbarkeit und Verständnis der Alltagssorgen

  • Die ÖVP wurde vor allem von Menschen gewählt, die sich von der Politik verstanden fühlen (52%), Vertrauen in die Lösungskompetenz der Salzburger Politik haben (45%) sowie von Menschen, die das Leben in Salzburg für leistbar halten (50%).
  • Die FPÖ hingegen schnitt in den gegenteiligen Gruppen besser ab: sie erzielt 35% in der Gruppe von Menschen, die ihre Alltagssorgen nicht von der Politik verstanden sehen und die kein Vertrauen in die Lösungskompetenz der Politik haben (36%). In der Gruppe jener, die das Leben in Salzburg für kaum noch leistbar halten, erreicht sie 28%. 
  • Die KPÖ kann ebenfalls jene mobilisieren, die der Politik mangelnde Problemlösungskompetenz attestieren und erreicht dort 16% bzw. 17% in der Gruppe, welche der Politik mangelndes Verständnis für die Alltagssorgen vorwerfen. Unter jenen, die angeben, dass sie sich das Leben immer schwerer leisten können, wählten 13% die KPÖ.