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Bundespräsidentschaftswahl 2022

Erwartung an den Bundespräsidenten:

Wie die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung unter 1.226 Wahlberechtigten (davon 957 deklarierte Wähler:innen) zeigt, haben Enttäuschung und Ärger über die Politik die Stimmung bei dieser Wahl geprägt.

Negative Sicht auf die Entwicklung Österreichs verstärkt

Die Entwicklung Österreichs in den vergangenen Jahren wird von zwei Dritteln (66%) negativ beurteilt. Damit hat sich die Sicht auf Österreichs Entwicklung verschlechtert, obwohl bereits beim ersten Durchgang der Bundespräsidentschaftswahl 2016 52% negativ auf die letzten Jahre zurückblickte. Derzeit erkennt nur rund jede:r zehnte Wähler:in (13%) eine positive Entwicklung, die übrigen Befragten (19%) sehen keine Veränderung. Den Eindruck, dass Österreich sich negativ entwickelt hat haben insbesondere Frauen, Arbeiter:innen und Menschen, deren Einkommen kaum zum Leben ausreicht.

Alexander Van der Bellen konnte unabhängig von der Stimmung in allen Lagern gut mobilisieren, jedoch wählten Personen, die positive oder keine Veränderungen feststellen konnten, überdurchschnittlich oft den Amtsinhaber.

Walter Rosenkranz erzielte unter jenen, die negativ auf Österreichs Entwicklung blicken, mit 24% sein bestes Ergebnis.

Emotionen zur Politik in Österreich zwischen Ärger und Enttäuschung

Die Gefühle gegenüber der Politik in Österreich sind mehrheitlich negativ und gespalten zwischen Ärger und Enttäuschung: 42% sind von der politischen Lage enttäuscht, 40% verärgert. Zufrieden ist weniger als ein Fünftel (15%). Die Emotionen haben sich im Vergleich zum ersten Wahldurchgang bei der Bundespräsidentschaftswahl verstärkt, dennoch war 2016 bereits die Stimmung von Enttäuschung (40%) und Ärger (36%) geprägt.
Dabei hat Walter Rosenkranz unter den Verärgerten mit 29% besonders gut abgeschnitten, während Alexander Van der Bellen unter den Zufriedenen das beste Ergebnis mit 82% erzielt. Aber auch Enttäuschte wählten mehrheitlich (57%) den Amtsinhaber.

Aktive Einmischung von Mehrheit gewünscht

Dabei ist auch die Rolle des Bundespräsidenten für rund zwei Drittel klar: Er soll sich aktiv in die Innenpolitik einmischen, finden 59%. 36% wünschen sich einen Bundespräsidenten, der ausschließlich eine repräsentative Funktion erfüllt. Bereits 2016 wünschte sich mit 56% die Mehrheit der Menschen in Österreich, dass sich der Bundespräsident auch in die aktuelle Politik einbringt.
Insbesondere junge Menschen unter 30 Jahren, Menschen ohne Matura und Menschen, der Einkommen nicht ausreicht erwarten sich mehr Einmischung des Staatsoberhauptes.

Diese aktive Einmischung bedeutet aber nicht unmittelbar, dass sich der Bundespräsident über die Mehrheiten im Parlament hinwegsetzen soll: Eine Mehrheit von 56% (Stichwahl 2016: 56%) erwartet, dass sich das Staatsoberhaupt unter die parlamentarische Mehrheit unterordnet.
Konkret wünschen sich 39% der Wahlberechtigten Österreich – davon 24% sehr, 15% ziemlich – dass der Bundespräsident die Bundesregierung entlassen soll. 52% sind dagegen.

Unter jenen, die sich eher einen aktiven Bundespräsidenten wünschen, erzielte Walter Rosenkranz mit 24% ein besseres Ergebnis als unter jenen, die diese Ausgestaltung des Amtes eher ablehnen.

Dass der Bundespräsident die Regierung entlassen sollte, sehen mit 73% vor allem die Wähler:innen von Walter Rosenkranz so.

Mehrheit akzeptiert Wahlergebnis unabhängig vom Ausgang, ein Fünftel nicht

Die Akzeptanz des Wahlergebnisses der Bundespräsidentschaftswahl hängt für rund drei Viertel der Menschen nicht vom Sieg ihres Kandidaten ab: 71% sagen, dass sie das Ergebnis unabhängig vom Ausgang akzeptieren werden, rund ein Fünftel (21%) verneint dies. Bei der Wiederholung der Stichwahl 2016 waren es noch 80%, die das Wahlergebnis unabhängig vom Ausgang akzeptieren wollten.
Auch hier stechen die Wähler:innen von Walter Rosenkranz hervor, von denen 38% sagen, dass sie das Wahlergebnis nicht bedingungslos akzeptieren werden.

Van der Bellen: ist erfahren, hat gute Arbeit geleistet und kann repräsentieren

Wähler:innen von Alexander Van der Bellen stimmten für ihn vor allem aufgrund seiner Erfahrung (74%), der positiven Einschätzung seiner bisherigen Arbeit (63%), aus Sympathie-Gründen (60%) und der Meinung, dass er Österreich im Ausland am besten vertreten kann (60%).  
Ein sehr wichtiges Wahlmotiv für die Wähler:innen von Walter Rosenkranz war, dass er ein Gegenpol zum politischen System bilde (69%), sein Verständnis für die Sorgen der Menschen (62% „trifft sehr zu“) und sympathisch ist (60%). Dahinter folgt die Ansicht, dass er wichtige Veränderungen im Land anstoßen kann (57%).

Wer hat wen gewählt?

Die Wahltagsbefragung zeigt die Unterschiede im Wahlverhalten unterschiedlicher soziodemographischer Gruppen.
Kein Gender Gap, Van der Bellen bei Ältesten am stärksten
Während es 2016 noch einen großen Gender Gap zwischen den Kandidaten Nobert Hofer und Alexander Van der Bellen gab, sind 2022 keine Unterschiede im Wahlverhalten zwischen den Geschlechtern feststellbar.
Van der Bellen konnte die Bevölkerung ab 60 besonders gut ansprechen, er lag hier bei 73%. Walter Rosenkranz wurde hingegen von allen Altersgruppen ähnlich stark unterstützt.
Trotz großer Schwankungsbreite und geringer Fallzahl sticht hervor, dass Dominik Wlazny bei jungen Wähler:innen unter 30 mit 20% ein besonders gutes Ergebnis erzielt hat und den zweiten Platz erreicht hätte.

Van der Bellen erreicht 62% bei Erwerbstätigen mit Matura

Die Unterscheidung nach Erwerbsstatus und formaler Bildung zeigt: Alexander Van der Bellen schneidet unter den Erwerbstätigen mit Matura deutlich besser ab als unter jenen ohne (62% bzw. 40%). Im Detail konnte Van der Bellen vor allem die Stimmen der Personen mit Universitätsabschluss gewinnen, hier erzielte er 69%. Unter Pensionist:innen war bei dieser Wahl Alexander Van der Bellen der klare Gewinner, er kam auf 72% der Stimmen. Walter Rosenkranz erreicht hier nur 15%.

Wahlverhalten nach Einkommen mit dem Auskommen

Neben jenen, die mit der Entwicklung Österreichs überdurchschnittlich zufrieden waren (siehe oben), konnte Alexander Van der Bellen insbesondere jene mobilisieren, die gut von ihrem Einkommen leben können: von ihnen wählten 62% den Amtsinhaber. Er erzielt mit 39% zwar auch in der Gruppe derer den ersten Platz, die wenig oder gar nicht mit ihrem Einkommen auskommen, jedoch ein weitaus niedrigeres Ergebnis. Walter Rosenkranz erzielt in dieser Gruppe 24%.

Schwankungsbreite für n=1.226 maximal +/-2,8 Prozentpunkte für n=957 max. +/-3,2 Prozentpunkte.
Bei der Auswertung von Untergruppen muss berücksichtigt werden, dass die Schwankungsbreiten größer werden: für z.B. 150 Personen maximal +/- 8%. Mehr Infos zur Methodik der Wahltagsbefragung.

 

 

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