Landtagswahl Oberösterreich 2021

Die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung beruht auf telefonischen Interviews unter 1.204 Wahlberechtigten, die zwischen 22. und 26. September 2021durchgeführt wurden.

Wahlverhalten nach Alter und Geschlecht

Bei der Landtagswahl 2021 wählten ältere Personen überdurchschnittlich oft die ÖVP, sie erreichte bei den über 60-Jährigen eine absolute Mehrheit. Die Grünen waren demgegenüber bei den bis 29-Jährigen stärker und teilen sich mit der ÖVP den ersten Platz. Die SPÖ gewann bei älteren WählerInnen mehr Stimmen, die NEOS lagen bei jüngeren, MFG bei WählerInnen zwischen 30 und 59 Jahren besser.
Die FPÖ erhielt mehr Unterstützung von Männern, ÖVP, SPÖ und Grüne von Frauen. Bei NEOS und MFG war das Ergebnis ausgeglichen. Kombiniert man Alter und Geschlecht, dann zeigt sich ein überdurchschnittliches Abschneiden der FPÖ bei jungen Männern, junge Frauen wählten noch stärker die Grünen. Sowohl jüngere wie ältere Frauen stimmten häufiger für die ÖVP.

Wahlverhalten nach Erwerbsstatus

Unter ArbeiterInnen war bei dieser Wahl die FPÖ mit Abstand stärkste Partei, sie kam auf 52 Prozent. Die ÖVP konnte bei Angestellten und vor allem Selbständigen punkten, SPÖ und Grüne waren gleichauf bei öffentlich Bediensteten die stärksten Parteien. In der Gruppe der Angestellten war die ÖVP erster, FPÖ und SPÖ teilten sich den zweiten Platz. Angestellte und Selbständige wählten auch überdurchschnittlich oft die NEOS. MFG erhielt gleichermaßen mehr Stimmen von ArbeiterInnen und Angestellten.

Wahlverhalten nach formaler Bildung

Die Unterscheidung nach formaler Bildung zeigt, dass FPÖ und SPÖ bei WählerInnen mit formal niedrigem Bildungsabschluss stärker punkten konnten, Grüne und NEOS hingegen bei WählerInnen mit einem formal hohen Bildungsgrad. Bei der ÖVP gab es kaum Unterschiede im Wahlverhalten nach formaler Bildung. NEOS wurden stärker von Personen mit formal hohen, MFG von Menschen mit formal niedrigen Bildungsabschlüssen gewählt.

Stimmung in Oberösterreich durchwachsen

Die wahlberechtigten OberösterreicherInnen sind sich uneinig darüber, wie sich das Land seit 2015 entwickelt hat: Während fast die Hälfte (45%) die Entwicklung neutral bewertet, sehen 26% eine positive und 29% eine negative Entwicklung Oberösterreichs. Im Vergleich zur letzten Landtagswahl im Jahr 2015 ist die Stimmung weniger positiv: Vor sechs Jahren fällten noch 34% der Wahlberechtigten ein positives Urteil.

Zufriedenheit mit Corona-Management

In Hinblick auf den Umgang mit der Corona-Pandemie unterscheiden die OberösterreicherInnen zwischen Landes- und Bundesebene: Mit dem Corona-Management der Landesregierung zeigt sich knapp die Hälfte (51%) sehr bzw. ziemlich zufrieden, mit jenem der Bundesregierung sind 40% zufrieden.
Deutlich zufriedener sind die WählerInnen der ÖVP: 89% von ihnen sind mit der Pandemiebekämpfung der Landesregierung und knapp drei Viertel (72%) sind mit den Corona-Strategien der Bundesregierung zufrieden.

Im Gegensatz dazu sind die FPÖ-WählerInnen besonders unzufrieden, egal ob auf Landes- oder Bundesebene: Mit dem Corona-Management der Landesregierung sind nur 3 von 10 FPÖ-WählerInnen sehr bzw. ziemlich zufrieden, mit jenem der Bundesregierung sind 0% der FPÖ-WählerInnen sehr zufrieden, 10% ziemlich.
Die SPÖ-WählerInnen sind wiederum mit der Pandemiebekämpfung des Landes zufriedener als mit jener des Bundes (45% und 30% sehr bzw. ziemlich zufrieden). Bei den Grün-WählerInnen ist es umgekehrt: Sie sind mit dem Corona-Management der Bundesregierung zufriedener als mit jenem der Landesregierung (59% und 50% sehr bzw. ziemlich zufrieden).

Corona-Krise dominiert die Themen

Während bei der letzten Landtagswahl 2015 das damals aktuelle Thema Flüchtlinge und Asyl am wichtigsten war, nimmt heuer die Pandemie den insgesamt ersten Platz ein: 46% der Wahlberechtigten diskutierten sehr häufig über Corona, gefolgt von den Kosten des täglichen Lebens (35%) und der Gesundheit und Pflege (30%).
Sowohl ÖVP-, FPÖ- als auch SPÖ-WählerInnen diskutierten besonders häufig über Corona (37% bzw. 55% bzw. 44%), bei den Grün-WählerInnen war Umwelt- und Klimaschutz das am häufigsten diskutierte Thema (78%).
Für die ÖVP-WählerInnen war darüber hinaus auch Gesundheitsversorgung und Pflege ein wichtiges Thema (34%).

Wahlmotive: Inhaltliche Standpunkte im Vordergrund und der Landeshauptmann-Bonus

In Hinblick auf das zentrale Motiv für ihre Wahlentscheidung standen die inhaltlichen Standpunkte der Parteien im Vordergrund. Nur für die ÖVP-WählerInnen war der Spitzenkandidat – der amtierende Landeshauptmann – wichtiger. Für die FPÖ-WählerInnen war die Unwählbarkeit anderer Parteien das zweitwichtigste Wahlmotiv, für SPÖ-WählerInnen stand an zweiter Stelle, dass sie immer diese Partei wählen. Die Spitzenkandidatin bzw. der Spitzenkandidat stehen für beide Parteien an dritter Stelle.

Wenig Abweichung von Wahlverhalten auf Bundesebene

Wenn heute auch Nationalratswahlen wären, würden 86% der ÖVP-, 86% der Grün- und 78% der SPÖ-WählerInnen auf Bundesebene für eben jene Partei stimmen, die sie bei der Landtagswahl gewählt haben. Unter den FPÖ-WählerInnen gilt selbiges für 76%.

Mehrheit für Fortsetzung der schwarzblauen Zusammenarbeit

Fragt man die oberösterreichischen WählerInnen nach ihrer „Koalitions“präferenz, führt an der ÖVP kein Weg vorbei: Sowohl FPÖ- als auch SPÖ- und Grün-WählerInnen nennen die ÖVP als zentralen „Koalitions“partner ihrer Parteien. Insgesamt wünschen sich 77% der WählerInnen die ÖVP in der Regierung, gefolgt von der FPÖ (45%). Die SPÖ möchten 39% und die Grünen 35% der WählerInnen in Regierungszusammenarbeit sehen.

Die Wahlmotive der MFG-WählerInnen können aufgrund der Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen werden. Der grobe Trend bei den vorhandenen Befragten zeigt, dass Corona im Zentrum der Wahlentscheidung für diese Partei stand sowie die Enttäuschung über eine sonst bisher gewählte Partei.