Am Sonntag, den 29. September 2013, wählten die ÖsterreicherInnen einen neuen Nationalrat. SORA analysierte die Wahl auf Basis der Daten der Wählerstromanalyse sowie der ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung unter 1.224 Wahlberechtigten.
Die Stimmung im Land vor der Nationalratswahl 2013 war weder von großer Zufriedenheit noch Kritik geprägt: Auf die Frage, wie sich Österreich seit der Nationalratswahl 2008 entwickelt hat, antwortete mit 46 Prozent die Mehrheit der Befragten, dass sich nichts verändert habe. 30% meinten, das Land habe sich negativ entwickelt, 21% sahen eine positive Entwicklung (3% weiß nicht).
Die bedeutendsten Themen in der Wahlauseinandersetzung waren für die ÖsterreicherInnen diesmal Bildung/Schule, Arbeitsplätze, Steuern, Zuwanderung/Integration sowie Wirtschaft. Je über 36% der Befragten gaben an, über diese Themen im Wahlkampf „sehr diskutiert“ zu haben.
Die Wahltagsbefragung zeigt eine inhomogene politische Landschaft: Es gibt 2013 keine „Volksparteien“ mehr in dem Sinn, dass eine Partei in allen Bevölkerungsgruppen gleichmäßig gut abschneidet.
Besonders ausgeprägt ist die unterschiedliche Parteipräferenz von Männern und Frauen: ÖVP, SPÖ und Grüne wurden überdurchschnittlich von Frauen gewählt, die FPÖ hingegen von Männern.
Den größten Gender Gap von 13 Prozentpunkten weist die FPÖ auf: 29% der gültigen Stimmen von Männern entfielen auf diese Partei, aber nur 16% der Frauen. Umgekehrt das Bild bei der ÖVP, für die 29% Prozent der Frauen und nur 20% der Männer stimmten.
Die SPÖ wurde überdurchschnittlich von Frauen (29% in dieser Gruppe) sowie von Älteren bzw. PensionistInnen (34% in dieser Gruppe) gewählt.
Wahlmotive für die SPÖ waren sowohl ihre Programmatik als auch ihr Spitzenkandidat sowie die bisherige Regierungsarbeit: Je über drei Viertel der Befragten nannten diese Motive
Inhaltlich fanden SPÖ-WählerInnen die Konzepte der Partei zu den Themen Arbeitsplätze, Pensionen sowie Wohnen/Mieten besonders überzeugend (je über 70% schrieben hier der SPÖ die „besten Konzepte“ zu).
Wesentlich für das Ergebnis der ÖVP ist das starke Abschneiden unter Frauen. Nach Erwerbsgruppen fällt ein im Vergleich zu vergangenen Wahlen relativ schwaches Abschneiden unter Angestellten auf (19% in dieser Gruppe).
Wichtigstes Wahlmotiv für die ÖVP war mit Abstand das „beste Programm für Österreich“ (77% Zustimmung). Im Detail standen dahinter für ÖVP-WählerInnen insbesondere die Konzepte zum Thema Wirtschaft (76% Zustimmung). Dahinter folgten mit einigem Abstand Bildung und Schule (60% sahen hier die besten Konzepte bei der ÖVP) sowie Arbeitsplätze (58%) und Steuern (57%).
Neben dem starken Gender Gap zeigt die Wahltagsbefragung ein überdurchschnittliches Abschneiden der FPÖ unter ArbeitnehmerInnen: Mit 34% wurde die FPÖ stärkste Partei unter ArbeiterInnen, bei den Angestellten liegt sie mit 25% vor der ÖVP und fast gleichauf mit der SPÖ.
Je 64 Prozent gaben als Wahlmotiv für die FPÖ ihren Spitzenkandidaten sowie „das beste Programm“ an, weitere 53 Prozent die Kontrolle von Missständen. Inhaltlich waren den FPÖ-Wahlern dabei die beiden Themen Sicherheit/Kriminalität sowie Zuwanderung/Integration am wichtigsten (je über 65% sahen hier bei der FPÖ die „besten Konzepte“).
Generell kritischer bzw. unzufriedener als andere Partei-WählerInnen sind die Unterstützer der FPÖ mit der Entwicklung des Landes, mit der Krisenpolitik von Österreich und der EU sowie generell mit Parteien und Politik.
Grün-WählerInnen sind überdurchschnittlich weiblich, jünger und mit höheren formalen Bildungsabschlüssen: Mit 31 Prozent haben sie die ÖVP in der Gruppe der AkademikerInnen (Uni/Fachhochschul-Abschluss) knapp überholt.
Wichtigste Wahlmotive für die Grün-WählerInnen war die Glaubwürdigkeit zur Kontrolle von Missständen (84% Zustimmung) gefolgt von der Spitzenkandidatin (77%) und dem „besten Programm“ (74%).
Unumstritten ist für die Grün-WählerInnen die Kompetenz der Partei beim Thema Umweltschutz: 94 Prozent sahen hier bei den Grünen die „besten Konzepte“. Ebenfalls hohe Zustimmung erhielten die Konzepte der Partei zum Thema der Korruptionsbekämpfung (70% Zustimmung).
Laut Wählerstromanalyse konnte das Team Stronach Stimmen von allen Parteien dazugewinnen, mit 68.000 am meisten vom BZÖ gefolgt von SPÖ, ÖVP und FPÖ. Zudem konnte FRANK 32.000 NichtwählerInnen der Nationalratswahl 2008 für sich gewinnen.
Die Wählerschaft der NEOS setzt sich laut Wählerstromanalyse aus je rund einem Viertel ehemaliger ÖVP- und Grün-WählerInnen zusammen. Weitere 34.000 Stimmen kamen von WählerInnen der Sonstigen der Nationalratswahl 2008 sowie von ehemaligen NichtwählerInnen (26.000 Stimmen).
Gestellt wurde auch die Frage, welche Parteien sich die Befragten in einer künftigen Regierung wünschen (Mehrfachantworten waren möglich).