Emotions in Politics and Campaigning

SORA brachte die Jahrestagung der European Association of Political Consultants (EAPC) erstmals nach Wien. Am 7. und 8. Mai 2010 diskutierten Vortragende aus den USA, Südamerika, Europa und Asien im SAS Radisson Hotel über die zentrale Rolle der Emotionen für Politik und strategische Kommunikation. Über 120 TeilnehmerInnen aus fünf Kontinenten waren zur Konferenz nach Wien angereist.

US Star-Wissenschaftler in Wien

Mit George Lakoff kam ein wissenschaftliches Schwergewicht und einflussreicher Berater der US-Demokraten nach Wien. Lakoff gilt als wichtigster Vertreter der kognitiven Linguistik und beeinflusste mit seinen Arbeiten zahlreiche Disziplinen wie Soziologie und Politikwissenschaft. In seiner Keynote-Lecture erläuterte er, wie ein Großteil unseres Denkens durch unbewusste, emotionsgeladene Metaphern und Deutungsrahmen geprägt ist. „Language changes brain“, so brachte es Lakoff auf eine prägnante Kurzformel.

Emotionen, die wirken

Die zentrale Rolle unbewusster Strukturen für unsere Entscheidungen beleuchtete auch Hans-Georg Häusel in seinem Vortrag, der wesentliche Ergebnisse der Neurowissenschaften in Bezug auf die Erfolgsbedingungen strategischer Kommunikation zusammenfasste. Auf welche Emotionen kommt es in der politischen Werbung also letztlich an? Professor Ted Brader von der University of Michigan zeigte in seiner Keynote-Lecture, dass zwei Gefühlszustände in Werbeeinschaltungen etwas bewirken können: Enthusiasmus und Furcht. Der mit einem starken Wir-Gefühl und Optimismus verbundene Enthusiasmus ist der ideale Boden für die Wirkung von Positivbotschaften à la „Change we can believe in“. Dagegen bietet der starke Effekt von Furcht wohl eine Erklärung dafür, dass in zahlreichen Wahlkämpfen mehr für Negativ-Werbung ausgegeben wird als für die Eigenwerbung.

Erfahrene PraktikerInnen berichteten

Aus einer praktischen Perspektive berichteten einige der weltweit erfahrensten Kampagnen-Profis von ihren Strategien und Erfahrungen in aktuellen Wahlkämpfen. So präsentierte etwa IAPC-Präsident Tom Edmonds am Tag unmittelbar nach den Wahlen in Großbritannien seine Analyse des Wahlkampfs und erzählte von seinen Eindrücken vor Ort. Und mit Ken Feltman sprach ein langjähriger Washington-Insider über die politische Stimmung vor den Midterm-Elections und die Hintergründe jener von Obama Enttäuschten, die sich seit einem Jahr in der Tea Party Bewegung formiert haben.

Politik 2.0

Mit besonderer Spannung erwartet wurde auch das abschließende Panel der Konferenz zu „neuen Technologien“ in Wahlkämpfen und Politik. In einem fulminanten Vortrag führte Peter Kruse dem Publikum vor, wie kluge Strategen die Eigendynamik im selbstorganisierten Web 2.0 zwar nicht planen, aber mit ihr umgehen können. Einen Blick hinter die Kulissen seiner erfolgreichen Online-Kampagne für den kroatischen Präsidenten Josipovic ermöglichte der kroatische Internet-Pionier Marko Rakar. Und mit Micah Sifry sprach ein führender politikwissenschaftlicher Experte über die neue Macht der Blogger und darüber, was passiert, wenn Wahlkampfstrategien über das Web 2.0 dezentralisiert werden.

Die Konferenz als Buch

Die EAPC Konferenz 2010 brachte weltweit führende ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis zum Thema Emotionen in der strategischen Kommunikation zusammen. Die Tagung wurde als Buch aufbereitet und ist via Amazon erhältlich.
Einen Überblick über einige Highlights der laufenden Debatten zu diesem Thema gibt schon jetzt ein Beitrag von Christoph Hofinger für das US-amerikanische Politics Magazine sowie die Zeitschrift Politik&Kommunikation, der hier zum Download zur Verfügung steht.