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Nationalratswahl 1999

Am 3. Oktober 1999 gab es deutliche Verluste für SPÖ und ÖVP, starke Gewinne für die FPÖ und einen moderaten Stimmenzuwachs für die Grünen.

Die größten Bewegungen zwischen den Parteien waren die Verluste der Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP an die Opposition. Die beiden Regierungsparteien haben bei dieser Wahl in Summe 314.000 Stimmen an die FPÖ eingebüßt.

Wählerströme

Die SPÖ hat am 3. Oktober 1999 in Summe 176.000 Stimmen an die FPÖ verloren, das sind 10% ihrer früheren WählerInnen. Ein weiteres Problem der SPÖ war die schwache Mobilisierung der eigenen Klientel: Die SPÖ hat 127.000 Stimmen durch Wahlenthaltung eingebüßt, aber praktisch keine (8.000) ehemaligen NichtwählerInnen für sich gewonnen. Insgesamt ergibt sich bei der SPÖ eine Behalterate von nur 74%.

89.000 Stimmen hat die SPÖ an Grüne (65.000) und an Liberale (24.000) verloren, also auch deutliche Abwanderungen an Parteien links von der Mitte hinnehmen müssen. Trotzdem hat die SPÖ vom Erosionsprozess des LIF mit 29.000 Stimmen Zugewinn überraschend stark profitiert.

Vor allem durch die starken Zugewinne von den Regierungsparteien ging die FPÖ als relativer Wahlgewinner des 3. Oktober 1999 hervor. Im Saldo hat die FPÖ bei dieser Wahl - ohne die Berücksichtigung der Wahlkarten - um 160.000 Stimmen mehr als 1995 erzielt.

Die ÖVP hat ihr unerwartet gutes Ergebnis durch eine höhere Behalterate (78%) und geringe Verluste an die NichtwählerInnen (5%) erreicht. Trotzdem hat die ÖVP 138.000 WählerInnen (das sind wie bei der SPÖ 10% ihrer Anhänger von 1995) an die FPÖ verloren und ist dadurch knapp hinter die FPÖ an die dritte Stelle zurückgefallen.

Die Grünen haben eine eher magere Behalterate von 56%. 51.000 (23%) der früheren Grün-WählerInnen gingen 1999 nicht zur Wahl, was im Vergleich zu den größeren Parteien eine außerordentlich hohe Demobilisierung bedeutet.

Ebenfalls überraschend hoch sind die Verluste an die ÖVP mit 24.000 oder 11% der WählerInnen von 1995. Der Saldo zwischen Grünen und ÖVP ist aber ausgeglichen, weil auch 24.000 ehemalige ÖVP-WählerInnen am 3. 10. 1999 Grün gewählt haben.
Relativ gering ist die Abwanderung an das Liberale Forum mit 5%. Der Abgang in die umgekehrte Richtung (56.000 wanderten vom LIF zu den Grünen) war eine der Grundlagen des Erfolges der Grünen bei der Nationalratswahl 1999. Noch mehr WählerInnen, insgesamt 65.000, konnten von der SPÖ rekrutiert werden.

Das Liberale Forum scheiterte an der 4%-Hürde für den Einzug in den Nationalrat. 65.000 (25%) der ehemaligen LIF-WählerInnen gingen 1999 nicht zur Wahl. Die Hauptverluste der Liberalen (56.000) gingen an die Grünen. Zu den Zugewinnen der SPÖ trug das Liberale Forum mit rund 30.000 WählerInnen fast in gleichem Ausmaß bei wie ÖVP und FPÖ, was sich bei einer Kleinpartei besonders schmerzhaft auswirkt.

Die NichtwählerInnen sind die "erfolgreichste Partei" des 3. Oktober 1999: Ihr Anteil an den Wahlberechtigten ist um fast 6 Prozentpunkte gewachsen. Aderlässe zugunsten der NichtwählerInnen gab es von allen Parteien; interessanterweise nicht nur von den Verlierern SPÖ (127.000), ÖVP (65.000) und LIF (65.000), sondern auch von den Gewinnern FPÖ (130.000) und Grüne (51.000).