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Aus Frauensicht

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Studie zur Lebenssituation berufstätiger Grazerinnen: Handlungsbedarf bei Vereinbarkeit und Karrieremöglichkeiten

Vereinbarkeit, Karriereknick, Gender Pay Gap – aktuelle Schlagworte aus der öffentlichen Debatte zeigen, dass Lebensläufe und Karrieren von Frauen – und die damit verbundenen persönlichen Herausforderungen – sich deutlich von denen der Männer unterscheiden. SORA hat daher im Auftrag der Stadt Graz untersucht, wie spezifisch berufstätige Frauen die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Stadt erleben, und wo für sie der größte Handlungsbedarf im Sinne der Gleichberechtigung besteht. 802 Frauen wurden dazu im Jahr 2015 telefonisch befragt.

„Aus wissenschaftlicher Sicht war es uns wichtig, die Lebensrealitäten berufstätiger Frauen ganzheitlich zu erfassen“, erläutert Projektleiterin Martina Zandonella von SORA, „das heißt Privatleben und Familie, Arbeitswelt und politische Kultur gemeinsam zu betrachten. Nur so können wir die Lebens- und Bedürfnislagen beispielsweise von Arbeiterinnen mit kleinen Kindern wirklich verstehen.“

Hohe Lebenszufriedenheit, doch finanzielle Sorgen

Neun von zehn berufstätigen Grazerinnen sind mir ihrer Lebenssituation insgesamt zufrieden, wobei knapp die Hälfte die Bestnote (47%) „sehr zufrieden“ vergibt und weitere 43% sich „ziemlich zufrieden“ äußern.
Mit der finanziellen Situation des Haushalts sind hingegen nur knapp zwei Drittel (63%) zufrieden. Besonders unzufrieden mit dem persönlichen Einkommen sind ungelernte Arbeiterinnen bzw. Frauen mit ausschließlich Pflichtschulabschluss.

Dieser Befund spiegelt sich auch in den Zukunftsperspektiven der Grazerinnen: Mit jeweils mehr als sechs von zehn Befragten gibt die Mehrheit an, im Bezug auf die „Sicherheit der Arbeitsplätze“ und die „Kosten des täglichen Lebens“ in Österreich aktuell besorgt zu sein. Die größte Zuversicht herrscht auf der anderen Seite beim Thema der „Qualität von Schule und Ausbildung“ (46% zuversichtlich, 40% besorgt, 8% verärgert).

Arbeitswelt: Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten fehlen

Im Rahmen der Studie konnten drei wesentliche Dimensionen der Arbeitszufriedenheit identifiziert werden. Äußerst zufrieden zeigen sich berufstätige Grazerinnen mit dem Klima unter den KollegInnen sowie mit Art und Inhalt ihres Berufes, relativ zufrieden mit der Anerkennung ihrer Arbeit im Unternehmen, dem Führungsstil der Vorgesetzten sowie den Weiterbildungsmöglichkeiten. Vergleichsweise am unzufriedensten sind die befragten Grazerinnen mit den Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie der Mitbestimmung im Betrieb. Generell bestätigt sich hierbei der Trend, dass Arbeiterinnen in den meisten Aspekten teils deutlich geringere Zufriedenheitswerte aufweisen.

Vereinbarkeit und Karriereknick

Männer im Beruf, Frauen zuhause? Tatsächlich zeigt die Studie bei der Aufteilung der Erwerbsarbeit deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen:

  • So ist der Anteil von Gleichverdienerinnen in Haushalten mit kleinen Kindern (bis 6 Jahre) am niedrigsten, in kinderlosen Haushalten hingegen am höchsten.
  • In Haushalten mit größeren Kindern steigt zwar der Anteil der Gleichverdienerinnen wieder, er bleibt jedoch deutlich unter dem Niveau der kinderlosen Haushalte.

Darin spiegelt sich der empirische Befund wider, dass Frauen nach der Kinderbetreuungszeit häufig mit einem „Knick“ in ihrer Erwerbskarriere zu rechnen haben. Auch die Analyse zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit zeigt, dass die Vereinbarkeit kinderlosen berufstätigen Frauen deutlich besser gelingt als jenen mit minderjährigen Kindern im Haushalt.

Gleichberechtigung aus Sicht der berufstätigen Grazerinnen

Wie gleichberechtigt sehen die Befragten Frauen in Österreich generell? Mehr als 6 von 10 sehen Frauen Bezug auf das Einkommen als "gar nicht gleichberechtigt" an. Auch hinsichtlich des Wiedereinstiegs in den Beruf sowie der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt annähernd jede zweite berufstätige Grazerin an, hier gar keine Gleichberechtigung zu erkennen.

Fehlende Gleichberechtigung beim Einkommen wird von den Grazer Arbeiterinnen und von den selbstständigen Grazerinnen noch häufiger wahrgenommen als von den Frauen in anderen Berufsgruppen. Etwas positiver wird hingegen die Gleichberechtigung von Frauen in Österreich hinsichtlich der Erwerbstätigkeit und der Hausarbeit wahrgenommen.

Die Ausbildung ist schließlich der einzige Bereich, bei welchem die (deutliche) Mehrzahl der berufstätigen Grazerinnen Gleichberechtigung als gegeben ansieht.

Handlungsbedarf bei Kinderbetreuung und Arbeitsbedingungen

Im Rahmen der Studie wurden die berufstätigen Grazerinnen auch gefragt, welche politischen Maßnahmen ihre Lebens- und Arbeitssituation verbessern könnten. Die Auswertung dieser offenen Fragestellung ergibt ein eindeutiges Bild:

  • Knapp die Hälfte der Nennungen betrifft Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. An erster Stelle stehen in diesem Zusammenhang mehr bzw. günstigere Kinderbetreuungsplätze.
  • Das insgesamt am zweithäufigsten geforderte Maßnahmenbündel betrifft bessere Arbeitsbedingungen: Es umfasst Lohnerhöhungen bzw. Einkommensgerechtigkeit und Verbesserungen bei beruflichem Wiedereinstieg und Aufstieg.

Unter den gestützt abgefragten Maßnahmen werden von den berufstätigen Grazerinnen folgende besonders unterstützt: die Anerkennung von Kinderziehung und Pflege bei der Pension, die Ausweitung des Betreuungsangebotes für Kinder unter 3 Jahren sowie Steuererleichterungen für Familien mit einem/einer HauptverdienerIn.