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Medien auf dem Prüfstand

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SORA führte Studie zum Public Value der Barbara Karlich Show durch

  • Lesen Sie mehr: SORA Evaluation von Qualitätsprofilen im Rahmen des ORF Qualitätssicherungssystems (weiter...)

Eine neue Qualitätsdebatte

Über Wert und Unwert audiovisueller Medien wird seit jeher leidenschaftlich diskutiert. Spätestens mit der europäischen Integration und der Pluralisierung des Medienmarkts haben diese Diskussionen jedoch eine neue Qualität bekommen.

Eine Vorreiterrolle hat insbesondere die BBC in Großbritannien eingenommen, die bereits im Jahr 2004 das Konzept des „Public Value“ in ihre Zukunftsstrategie aufgenommen und unter dem Titel „Public Value Test“ ein geregeltes Verfahren für die Bewertung neuer Programmangebote entwickelt hat. Hierbei werden nicht nur die positiven und negativen Auswirkungen neuer Angebote auf den Markt untersucht, sondern auch mittels qualitativer und quantitativer Sozialforschung deren Wert für das Publikum sowie für die Gesellschaft als Ganzes zu ermitteln versucht.

Der ORF dokumentiert seine öffentlich-rechtlichen Leistungen, den Umfang und die gemeinwohlorientierte Qualität seines Medienangebots im Rahmen der ORF-Qualitätssicherung in Public-Value-Berichten für die Öffentlichkeit.

Public Value als Qualitätsmerkmal

Der Begriff des „Public Value“ wurde 1995 von dem Harvard Professor Mark Moore in die Debatte eingebracht. Analog zum Shareholder Value in der Privatwirtschaft sollte mit diesem Konzept nun auch im öffentlichen Sektor die Wertschöpfung klarer definiert werden, wobei nicht nur der Wert für einzelne KonsumentInnen, sondern vielfältige Leistungen für die Gesellschaft als Ganzes eine Rolle spielen. So wäre beispielsweise öffentlich-rechtlicher Rundfunk nicht allein an der Einschaltquote zu messen, sondern einem breiten Leistungskatalog verpflichtet: Förderung der Meinungsbildung durch umfassende Information, Orientierung an demokratischen Grundwerten, Befriedigung legitimer Bedürfnisse von Zielgruppen, die am freien Markt zu kurz kämen, usw.

An dieser Stelle offenbart sich die besondere Herausforderung für die empirische Forschung, dieses breite und offene Konzept von Public Value  zu evaluieren. Einfache Erhebungen zur Zufriedenheit des Publikums greifen hier zu kurz. Vielmehr sind die MediennutzerInnenals StakeholderInnen und also in ihrer Rolle als BürgerInnen in die Ermittlung von Qualität und die Definition von Wert einzubeziehen.

„Public Value“ ist daher ein umfassendes Konzept für die Organisation der Beziehungen öffentlicher Einrichtungen mit der Bevölkerung und umfasst im Falle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einen systematischen Diskurs mit Publikum und Öffentlichkeit. Als Teil dieses umfassenden Konzepts kann die empirische Forschung neben der Entwicklung allgemeiner, quantitativer Indikatoren insbesondere mittels qualitativer Methoden wie Gruppendiskussionen ein differenziertes Feedback des Publikums in den Prozess der Qualitätssicherung im Rundfunk einbringen.

Studie zur Barbara Karlich Show

In diesem Sinn hat SORA im Jahr 2010 für den ORF eine Evaluierung des Public Value der Talkshow „Die Barbara Karlich Show“ durchgeführt.  In Gruppendiskussionen kamen die Sichtweisen des Publikums zu Stärken und Schwächen der Barbara Karlich Show zur Sprache. Darüber hinaus wurden die TeilnehmerInnen mit den vom ORF entwickelten Qualitätskriterien der Sendung konfrontiert und diese diskursiv validiert.

Die Ergebnisse dieser Methode erlaubten einen detaillierten Blick in die Welt des Publikums, d.h. in dessen Wertgesichtspunkte und den tatsächlichen Mehrwert, den eine Fernsehsendung für ihre RezipientInnen stiften kann. Zentral im Sinne des Public Value Konzepts war sodann die Rückspiegelung der empirischen Einsichten in die Redaktion der Barbara Karlich Show – und von dort wiederum ins Publikum, indem die entwickelten Thesen zu Qualitätsstandards der Show im Rahmen einer Sondersendung veröffentlicht und zur Diskussion gestellt wurden („Seelenstriptease oder Forum der ÖsterreicherInnen“, ORF2, am 30.9.2011).

Zu diesen Qualitätsstandards gehört etwa die Vertrauenswürdigkeit der Sendung, die u.a. über ein qualifiziertes Redakteursstatut gesichert wird, der vielfältige Österreichbezug u.a. aufgrund einer breitgefächerten Auswahl der Gäste oder die Bürgernähe der Sendung, die beispielsweise durch einen niederschwelligen Informationservice angestrebt wird. Insgesamt führte die Studie für den ORF zu einer Dokumentation der Werthaltung der "Barbara Karlich Show", die nun für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Redaktion eine Bestätigung jener Grundhaltung ist, zu der sie sich in den erarbeiteten Redaktionsstatuten verpflichtet hat. Außerdem stellt sie einen Impuls für die weitere Auseinandersetzung mit dem Konzept des Public Value dar sowie mit dessen konkreter Umsetzung in der Programmgestaltung.