Wir heißen seit Dezember 2023
×

Die Seite www.foresight.at ist gerade im Aufbau. Diese Seite (sora.at) wird nicht mehr gewartet und im Frühjahr 2024 vom Netz genommen.

News

Arbeitslosigkeit als Armutsfalle

Projekte

IFES/SORA-Studie im Auftrag der AK Wien belegt massive existentielle Auswirkungen von Arbeitslosigkeit.

Jede/r Zweite kommt mit Einkommen nicht aus

Im Auftrag der AK Wien haben IFES und SORA erstmals detailliert untersucht, welche existenziellen Auswirkungen Arbeitslosigkeit auf die Betroffenen und ihre Angehörigen hat. Demnach kommt rund jede/r Zweite mit dem niedrigen Einkommen während der Arbeitslosigkeit nicht aus. - Vielfältige Auswirkungen auf die Lebenslage sind die Folge.

IFES/SORA-Studie im Auftrag der AK Wien

Ziel der von IFES und SORA gemeinsam durchgeführten Studie war die Betrachtung der Situation von Arbeitslosen in Wien und deren Strategien zur Sicherung ihrer Existenz. Der Studie liegt eine telefonische Befragung von 500 WienerInnen ab 16 zugrunde, die in den vergangenen 12 Monaten zumindest einmal arbeitslos waren.

Ihre Antworten zertrümmern einige Mythen.

MYTHOS 1: Arbeitslosigkeit betrifft nur Randgruppen.

Wer wird arbeitslos? Ältere Erwerbstätige, atypisch Beschäftigte oder gering Qualifizierte trifft es, nicht überraschend, überdurchschnittlich oft. Kann sich daher ein Mann mittleren Alters ohne Migrationshintergrund mit Studienabschluss, der eine leitende Vollzeitstelle in einem größeren Betrieb ausfüllt, sicher fühlen? Nein: Für jeden fünft en arbeitslosen Befragten unserer Studie kam die Arbeitslosigkeit völlig überraschend, betroffen waren davon häufig auch höher qualifizierte Personen in höheren und leitenden Positionen. Für mehr als 40 Prozent der Befragten war es überhaupt das erste Mal, dass sie arbeitslos waren.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat berechnet, wie viele jener Bürger, die im Jahr 2000 beschäftigt waren, in den zehn Jahren darauf arbeitslos waren: Vier von zehn hat es zumindest einmal getroffen. Angesichts steigender Arbeitslosenzahlen ist die Annahme plausibel, dass rund jeder Zweite, der heute Arbeit hat, in den kommenden zehn Jahren zumindest einmal arbeitslos sein wird.

MYTHOS 2: Arbeitslosigkeit ist selbst verschuldet.

Nur einer von zehn Befragten unserer Studie gab an, selbst gekündigt zu haben. In den restlichen Fällen lief entweder eine Befristung aus, einigte man sich auf eine einvernehmliche Kündigung oder aber der Arbeitgeber sprach eine einseitige Kündigung aus (was vor allem älteren Befragten häufiger widerfuhr).

Der Weg in die Arbeitslosigkeit ist also keineswegs selbst gewählt, im Gegenteil: Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten halten viele Beschäftigte auch bei widrigsten Bedingungen an ihrem Job fest. Laut Arbeitsklima-Index wollten vor dem Jahr 2008 noch fast 60 Prozent aller mit ihrem Job Unzufriedenen den Job wechseln. Seit der Krise sind es um ein Drittel weniger, die sich zutrauen würden, aus einer schlechten Stelle in eine neue, bessere zu wechseln. Die Österreicher spüren, dass Phasen der Arbeitslosigkeit nicht nur finanziell schwer bewältigbar sind, sondern der Weg zurück in reguläre und passende Beschäftigung immer steiniger wird.

MYTHOS 3: Arbeitslose machen es sich in der sozialen Hängematte gemütlich.

Dass es sich vor allem Langzeitarbeitslose bequem eingerichtet haben, ist einer der hartnäckigsten Mythen. Diesen kann man aufgrund der Daten gleich doppelt widerlegen: Einerseits bedeutet für die Befragten Arbeitslosigkeit in der Regel sowohl finanzielle als auch seelische Belastung, andererseits lassen die Herausforderungen, mit denen Arbeitslose im täglichen Leben zu tun haben, kein Bild von Bequemlichkeit entstehen.

  • vgl. ausführlich: Christoph Hofinger / Daniel Schönherr: Was wissen wir über Arbeitslosigkeit? In: Falter 18/2014) (PDF)
  • Presseunterlage zur Studie zum Download