Wohnqualität und -zufriedenheit steigen in Wien kontinuierlich an. Wo weiteres Verbesserungspotential besteht und wie sich die Wohnsituation nach sozialen Gruppen unterscheidet, zeigt eine aktuelle Studie aus einer Reihe von Untersuchungen, die SORA zur Wissensbasierung in der Wohnpolitik und Stadtentwicklung durchführt. – Aufholprozesse und Integrationserfolge zeigt die Detailanalyse der Wohnqualität von Zugewanderten.
„Am Wohnungssektor werden soziale Unterschiede besonders greifbar. Die Wohnbaupolitik will hier einen Ausgleich und soziale Integration leisten. Zielführende politischen Instrumente können dann entwickelt und umgesetzt werden, wenn es dazu eine verlässliche empirische Diagnose gibt. Dazu liefert SORA die wissenschaftlichen Grundlagen“, erläutert Projektleiterin Vlasta Zucha.
Große Mehrheit zufrieden mit der Wohnsituation
In der Wiener Bevölkerung ist in den letzten Jahren die objektive Wohnqualität durchwegs gestiegen. Dies geht aus drei seit Mitte der 1990er Jahre durchgeführten groß angelegten Erhebungen zur Lebens- und Wohnqualität der WienerInnen hervor. Aber auch die subjektive Zufriedenheit steigt: Sieben von zehn WienerInnen (71%) waren im Jahr 1995 mit ihrer Wohnung „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“; 13 Jahre später (2008) waren es acht von zehn Befragten (82%).
Aufholprozesse unter MigrantInnen
Von diesen Verbesserungen haben auch WienerInnen mit Migrationshintergrund profitiert. Seit Beginn der Gastarbeitermigration und noch bis vor zwanzig Jahren waren Zuwanderer am Wohnungsmarkt massiv benachteiligt, überteuerte Kleinstwohnungen ohne WC und Wasseranschluss gang und gäbe. Inzwischen hat sich die Situation in Wien entspannt: Insbesondere die Anzahl der Wohnräume pro Person und die Wohnungsgröße pro Person stiegen deutlich an. In der Gruppe der nicht-österreichischen Staatsbürgern sank der Anteil der Haushalte mit Überbelag von 69 Prozent (1995) auf 19 Prozent (2008).
Soziale Integration durch Einbürgerung und über die Generationen
Eine Stufenleiter der Wohnqualität zeigt die vergleichende Analyse innerhalb der Gruppe der MigrantInnen. So ist die Qualität der Ausstattung von Wohnung und Wohnungsanlage durch die Bank bei den nicht-österreichischen StaatsbürgerInnen schlechter als bei Eingebürgerten und am besten bei gebürtigen ÖsterreicherInnen mit Migrationshintergrund, also in der zweiten und dritten Generation der Zuwanderer. Die Unterschiede zwischen diesen Gruppen werden allerdings kleiner, was auch aus dem veränderten Profil von Zuwanderung resultiert, die in den letzten Jahren bereits mehrheitlich aus EU-Mitgliedsstaaten kommt.
Wissensbasierung für die Politik
Neben der Studie zu „Wohnqualität und sozialer Gerechtigkeit“ führt SORA derzeit eine Reihe von Untersuchungen zur Wissensbasierung der Wiener Wohnpolitik und Stadtentwicklung durch. Die methodische Bandbreite dieser Studien reicht von komplexen statistischen Analysen großer Datensätze über qualitative und quantitative Primärerhebungen bis zur Folgenabschätzung sozio-kultureller Großtrends.
Links und Download
- Vortrag von Günther Ogris am 6. April 2011 im Rahmen des Wohnbauforschungstages (Wien)
- Executive Summary des Projekts "Wohnqualität und soziale Gerechtigkeit" (PDF)
Bildquellenangabe: Thorben Wengert / pixelio.de