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News

Neue Erwerbsformen in Wien (2005)

Projekte

Zufriedenheit, Einkommenssituation und Berufsperspektiven bei Neuen Erwerbsformen in Wien

Die Zunahme von Neuen Erwerbsformen ("atypischer" Beschäftigung) eröffnet neue Arbeitsmarktchancen und individuelle Freiräume, birgt aber auch eine Reihe von sozialen Risiken. Diese Studie beleuchtet Zufriedenheit, Einkommenssituation und Berufsperspektiven bei Neuen Erwerbsformen in Wien.

Die Studie wurde im Auftrag der MA27 - EU-Strategie und Wirtschaftsentwicklung durchgeführt, die Projektpartner sind L&R Sozialforschung (Projektleitung), abif und SORA.

SORA war unter anderem für die repräsentative Erhebung bei in Neuen Erwerbsformen Beschäftigten verantwortlich, sie werden hinsichtlich Zufriedenheit, Einkommenssituation, Motive, Ausbildung, Karriereverläufe und Berufsperspektiven befragt. Die Studie konzentrierte sich auf folgende Gruppen: geringfügig Beschäftigte, Teilzeitbeschäftigte, neue Selbstständige, freie DienstnehmerInnen und Leiharbeitskräfte.

Die vollständige Studie als Download:

Kurzbericht
Zusammenfassung
Bericht Band 1

Bericht Band 2
Bericht Band 3

Bericht Band 4

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen aktuelle Entwicklungen und ihre sozialen und wirtschaftlichen Implikationen auf. Ein Fokus liegt dabei auf den Technologiesektoren, dem Cluster der Creative Industries sowie dem Sektor der unternehmensbezogenen Dienstleistungen.

Aus den Erkenntnissen der Studie entwickelten die beteiligten Institute zukünftige Problem- und Handlungsfelder, sowie umsetzungsorientierte Empfehlungen für Maßnahmen und Handlungsoptionen im Rahmen der Stadt Wien. Zudem hat SORA gemeinsam mit abif eine Typologie Neuer Erwerbsformen erstellt:

Die Privilegierten

Unter "atypisch" Beschäftigten gibt es Personen, die ihre berufliche Ungebundenheit als Vorteil nutzen können. Der Typ der Privilegierten ist mit seiner derzeitigen beruflichen Situation sehr zufrieden und finanziell gut abgesichert. Wichtig ist den Privilegierten selbständiges Arbeiten und Bestätigung im Beruf. UniversitätsabsolventInnen sind in diesem Typ leicht überrepräsentiert.

Auch Privilegierte sind von einer grundsätzlichen Unsicherheit betroffen, nehmen sie aber in Kauf, da ihre derzeitige Situation viele Vorteile bringt. Etwas mehr als die Hälfte der Privilegierten sieht ihre Berufssituation als Dauerlösung an.

Die Gefährdeten

Gefährdete sind mit einer äußerst prekären finanziellen Situation konfrontiert. Dieser Typ ist zudem am unzufriedensten mit sämtlichen Bereichen der beruflichen Tätigkeit. Zu den Gefährdeten zählen vorwiegend Männer und Personen im Alter bis 30 Jahre. Personen mit Pflichtschulabschluss und Angehörige benachteiligter sozialer Schichten sind besonders häufig in diesem Typ vertreten.

Gefährdete arbeiten aus Mangel an Alternativen in Neuen Erwerbsformen. Sie sind klare VerliererInnen der Flexibilisierung, erwarten sich aber mittelfristig eine Veränderung ihrer Situation.

Die SelbstverwirklicherInnen

SelbstverwirklicherInnen konzentrieren sich auf eigene Ziele und Pläne, die oftmals von einer "klassischen" Karriere abweichen. Sie stellen einen hohen Anspruch an ihre berufliche Tätigkeit. SelbstverwirklicherInnen haben ein hohes Bildungsniveau und sind häufig über 40 Jahre alt.

Trotz der Risiken ist für rund zwei Drittel der SelbstverwirklicherInnen ihre derzeitige Situation die optimale Dauerlösung. Sie profitieren von den Freiheitsspielräumen und der Flexibilität der Neuen Erwerbsformen.

Die Übergangsorientierten

Für die Übergangsorientierten ist ihre derzeitige Berufstätigkeit nur ein Durchgangsstadium. Ihr Fokus liegt auf einer anderen Beschäftigung (z.B. Studium, Kinderbetreuung). In dieser Gruppe findet sich der höchste Anteil der unter 30-Jährigen, zwei Drittel der Übergangsorientierten sind Frauen. Ein weiteres Drittel hat Kinder bis zum Alter von 15 Jahren.

Die Übergangsorientierten werden sich erst nach Abschluss ihrer derzeitigen Phase voll auf den Beruf konzentrieren.

Die Resignativen

Dieser Typ ist mit der derzeitigen beruflichen Situation unzufrieden, hat aber das Gefühl nichts daran ändern zu können. Die Resignativen üben eine Tätigkeit weit unter ihrer Qualifikation aus und sind dementsprechend stark von Eintönigkeit belastet.

Zu den Resignativen zählen mehr Männer als Frauen, besonders häufig sind Erwerbstätige mit Lehrabschluss bzw. BMS-Abschluss vertreten. Etwas mehr als die Hälfte bezeichnet die momentane berufliche Situation als Übergangs- oder Notlösung.

Verbreitung der Typen

Die quantitative Verbreitung der Neuen Erwerbsformen in Wien lässt Schlüsse auf die Häufigkeit der Typen zu. Ungefähr 30% der in Wien in Neuen Erwerbsformen Beschäftigten sind den Übergangsorientierten zuzuordnen. 25% sind Privilegierte und 12% SelbstverwirklicherInnen. Jeweils knapp ein Fünftel zählt zu den Gefährdeten (18%) sowie den Resignativen (17%).

Für die Typologie wurden geringfügig Beschäftigte, Freie DienstnehmerInnen, ZeitarbeiterInnen sowie Neue Selbstständige und Ein-Personen-Unternehmen berücksichtigt. Die Teilzeitbeschäftigten sind in der Typologie nicht enthalten.