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Die Wissensflut nutzen

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Freitag, den 30. Juli endete die zweiwöchige SOQUA Summer School „Evidenzbasierte Politikgestaltung und Sozialfolgenabschätzung“.

In einer abschließenden Podiumsdiskussion forderte Europaabgeordnete Ulrike Lunacek ein Abgehen von der nationalen Kirchturmpolitik in Europa. SORA-Chef Günther Ogris sprach von einer „Durchflutung aller Politikbereiche durch Wissenschaft“.

Vom 19. bis 30. Juli 2010 fand im Tagungszentrum Schönbrunn (Wien) die erste vom Wiener SORA Institut konzipierte und geleitete SOQUA Summer School statt. Internationale Experten wie William Solesbury (King’s College London), Christopher Barrow (Swansea University) oder Uwe Jun (Universität Trier) vermittelten Grundlagen und praktische Anleitungen zur Evidenzbasierung in der Politik. In der zweiten Woche der Veranstaltung erörterten Vortragende aus Verwaltung, Politik und Wissenschaft konkrete Potentiale in Österreich in Bereichen von Arbeitsmarkt, über Gesundheit bis Bildung.

SOQUA-Gesamtleiter und SORA-Chef Günther Ogris:
„Die Sozialwissenschaften leisten einen wichtigen Beitrag zur Innovation in der Politik. Die SOQUA Summer School versteht sich als Qualifizierungsinitiative in diesem Bereich und soll mithelfen, das Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik und Verwaltung weiter zu verbessern. Was wir brauchen ist eine Durchflutung aller Politikbereiche mit Wissenschaft.“

Politik braucht valide Daten

Zum Abschluss der Summer School präsentierte ein zweitägiges Symposium einen Überblick über die Thematik und ihre aktuelle Realisierung in der österreichischen Politik. In ihrem Eröffnungsvortrag betonte ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser die Relevanz wissenschaftlicher Studien für die Politik, denn nur auf der Grundlage valider Daten könnten politische Forderungen nachhaltig eingebracht werden.

Österreich holt auf

Für das Feld der Gesundheitspolitik resümierte Public Health Spezialist Franz Piribauer, dass Österreich im internationalen Vergleich beim Aufbau evidenzbasierter Steuerung in einem Aufholprozess begriffen sei. Allerdings brauche es eine Strategie, das kontinuierliche Wachstum des Gesundheitssektors in sinnvolle Bahnen zu lenken. Dass Wachstum auch bei gleichzeitiger Verschlechterung der Leistungen des Systems möglich sei, habe das Beispiel USA hinreichend gezeigt.

Ähnlich argumentierte Ursula Holtgrewe (FORBA) für das Ziel einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und -zufriedenheit: Wirtschaftswachstum könne wie in Skandinavien mit besserer Arbeitsqualität Hand in Hand gehen, aber auch wie in den USA zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen führen. In Österreich zeigt die Mehrzahl der Indikatoren einen Anstieg der Arbeitsqualität in den letzten fünfzehn Jahren, allerdings von einem im europäischen Vergleich relativ niedrigen Niveau. Probleme bestünden hierzulande etwa bei den langen Vollzeitarbeitszeiten oder dem ausgeprägten Gender Pay Gap, also den Einkommensunterschieden zwischen Männern und Frauen (25% in Österreich).

Ressortübergreifende Problemlösungen

Evidenzbasierung bestehe aber nicht nur aus Indikatorensystemen und internationalen Rankings, betonte der deutsche Politikwissenschaftler Uwe Jun. Es gehe um die Aufbereitung des vorhandenen Wissens für die Praxis und um ressortübergreifende Problemlösungen. Dabei könne insbesondere von der systematischen Auswertung von Praktiken aus anderen Ländern gelernt werden, resümierte Ursula Holtgrewe ihre Erfahrung aus internationalen Projekten.

Das Thema koordinierter Problemlösungen beschäftigte auch die TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion zum Abschluss der Summer School. An Europa gehe kein Weg vorbei, so die Meinung der DiskutantInnen. Allerdings brauche es nicht nur Koordination, sondern auch den Mut zu Entscheidungen, betonte Ulrike Lunacek: Viel zu oft stünde nationale Kirchturmpolitik Lösungen im gemeinsamen Interesse im Weg.