Landtagswahl Vorarlberg 2009

SORA analysierte die Landtagswahl auf Basis der Daten der Wählerstromanalyse sowie der ISA/SORA Wahltagsbefragung unter über 1.000 Wahlberechtigten. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die ÖVP kann die absolute Mehrheit halten und überzeugt vor allem durch ihren Spitzenkandidaten Landeshauptmann Sausgruber
  • Die FPÖ macht die Verluste der Landtagswahl 2004 wieder wett und kann vor allem Nicht- und ErstwählerInnen für sich mobilisieren
  • Ebenfalls überproportional können die Grünen bei Nicht- und ErstwählerInnen punkten. Mit 10,4% bauen sie ihr Ergebnis von 2004 leicht aus und überzeugen vor allem junge WählerInnen.
  • Die SPÖ kann nur 46% ihrer WählerInnen von 2004 mobilisieren. Sie verliert Stimmen vor allem an die ÖVP.
  • Dem BZÖ gelingt es nicht, im Wählerteich der anderen Parteien zu fischen. Mit nur 1,2% Prozent der Stimmen wird der Einzug in den Landtag klar verfehlt.

Wahlbeteiligung leicht gestiegen

Die Wahlbeteiligung in Vorarlberg ist nach dem starken Abfall 2004 wieder etwas angestiegen und liegt nun bei 67,41 Prozent, mit der Berücksichtigung der Wahlkarten ist mit einer finalen Wahlbeteiligung von rund 69 Prozent zu rechnen. Vor allem die FPÖ und die Grünen konnten ehemalige NichtwählerInnen sowie ErstwählerInnen mobilisieren.

ÖVP spielt Landeshauptmannbonus aus

Die ÖVP kann 89% der WählerInnen von 2004 halten. Der größte Verlust geht an die FPÖ (7.000 Stimmen oder 8% der ehemaligen ÖVP-WählerInnen), von denen im Gegenzug nur 3.000 Stimmen mobilisiert werden konnten.
Das mit Abstand stärkste Motiv für eine Stimme für die ÖVP war, dass Herbert Sausgruber Landeshauptmann bleiben soll. Er war auch der zugkräftigste Spitzenkandidat und hätte alle anderen Listenführer auch bei einer Direktwahl des Landeshauptmannes deutlich distanziert. Die bisherige Arbeit in der Landesregierung war diesmal ebenfalls ein starker Entscheidungsgrund für die ÖVP.

FPÖ Partei der jungen Männer

Die FPÖ erzielt ihren Erfolg vor allem durch Re-Mobilisierung von NichtwählerInnen (20.000 Stimmen). Da die FPÖ 2004 sehr starke Verluste an die Nichtwähler erlitten hat, kann man davon ausgehen, dass ein erheblicher Teil dieser Mobilisierung ein Rückgewinn von früheren FPÖ-Stimmen ist. Zugewinne hat die FPÖ auch von der ÖVP (7.000 Stimmen), den Grünen (1.000 Stimmen) und den sonstigen bei der Landtagswahl 2004 angetretenen Parteien (4.000 Stimmen).
Während Frauen sich überdurchschnittlich für die ÖVP entschieden, wählten Männer überdurchschnittlich die FPÖ. Besonders bei Wählerinnen über 60 Jahren erhielt die ÖVP Stimmen, sie erzielte in dieser Gruppe rund 70 Prozent. Umgekehrt schaffte die FPÖ bei Männern unter 30 rund 41 Prozent, was sie zur stärksten Partei in dieser Wählerschicht machte.
Hinsichtlich der Wahlmotive gab es bei der FPÖ neben der Interessenvertretung keine dominierenden Einflüsse. Die medial stark präsente Debatte um die Aussagen von FP-Spitzenkandidat Dieter Egger samt des Ausschlusses aus der Regierungszusammenarbeit durch die ÖVP war kein entscheidender Faktor für die FPÖ-WählerInnen.

Grüne stark bei Nicht- und ErstwählerInnen

Die Grünen profitieren von einem starken Zustrom von Nicht- und ErstwählerInnen (8.000 Stimmen). Diese Gewinne werden durch Verluste an die ÖVP gemindert (5.000 Stimmen). Die Behalterate der Grünen liegt bei 58%.
Das Thema Umwelt- und Klimaschutz war der Hauptgrund für Grün-Wähler, sich für diese Partei zu entscheiden. Der Einsatz für wichtige Themen und die Interessenvertretung war für sie ebenfalls wichtig, gleiches gilt für eine mögliche Regierungsbeteiligung. Der mögliche Eintritt der Partei in eine Landesregierung war ein wichtiges Wahlmotiv.
Analog zu früheren Wahlen in Österreich wurden die Grünen vor allem von jüngeren Personen gewählt. Bei Personen über 60 bleiben die Grünen schwach. Frauen stimmten etwas überdurchschnittlich für die Partei.

SPÖ kann WählerInnen nicht mobilisieren

Die SPÖ verliert 6.000 Stimmen (26%) an die ÖVP, von denen sie im Gegenzug keine Stimmen mobilisieren kann. 24% der SPÖ-WählerInnen von 2004 sind dieses Mal zuhause geblieben. 1.000 Stimmen gehen an die FPÖ. Die Behalterate der SPÖ liegt bei 46%.
Verhältnismäßig am besten konnte die SPÖ unter den WählerInnen mit dem Einsatz für ArbeitnehmerInnen punkten sowie mit dem Engagement für wichtige Themen. Das Stammwähler-Motiv sowie die Möglichkeit einer Regierungsbeteiligung (und die damit verknüpfte Frage des Brechens der absoluten Mehrheit der ÖVP) folgten dahinter. Der Spitzenkandidat spielte nur eine untergeordnete Rolle.

BZÖ schafft Einzug in Landtag nicht

Keinen Erfolg hatte das BZÖ, das mit 1,2% der Stimmen den Einzug in den Landtag klar verfehlte. Das BZÖ konnte keiner der anderen Parteien erhebliche Stimmenanteile abspenstig machen; der Großteil der BZÖ-WählerInnen von 2009 war bei der Landtagswahl 2004 zuhause geblieben.

Tabelle 1: Wählerwanderungen von der Landtagswahl 2004 zur Landtagswahl 2009 in Vorarlberg, absolut in 1.000 Stimmen

ÖVP '09

SPÖ '09

FPÖ '09

Grüne '09

BZÖ '09

Sonst. '09

Nichtw. '09

Summe '04

ÖVP '04

71

0

7

1

0

0

1

80

SPÖ '04

6

12

1

0

0

0

6

25

FPÖ '04

3

0

12

0

0

1

3

19

Grüne '04

5

0

0

9

0

0

2

15

Sonst. '04

0

1

4

0

0

1

1

7

Nichtw. '04

3

5

20

8

2

2

74

115

Summe '09

89

18

44

18

2

4

86

261

Beispiel: Von den ÖVP-WählerInnen 2004 haben rund 71.000 wieder ÖVP gewählt, zur SPÖ sind so gut wie keine abgewandert, 7.000 haben die FPÖ gewählt, usw.


Tabelle 2: Wählerwanderungen von der Landtagswahl 2004 zur Landtagswahl 2009 in Vorarlberg, in Prozent

ÖVP '09

SPÖ '09

FPÖ '09

Grüne '09

BZÖ '09

Sonst. '09

Nichtw. '09

Summe '04

ÖVP '04

89%

0%

8%

1%

0%

0%

1%

100%

SPÖ '04

26%

46%

4%

0%

0%

0%

24%

100%

FPÖ '04

17%

0%

64%

0%

0%

5%

14%

100%

Grüne '04

30%

0%

0%

58%

0%

0%

11%

100%

Sonst. '04

0%

16%

57%

0%

0%

14%

13%

100%

Nichtw. '04

3%

4%

17%

7%

2%

2%

64%

100%

Beispiel: Von den ÖVP-WählerInnen 2004 haben 89% wieder die ÖVP gewählt, 8% die FPÖ, usw.