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Gemeinderatswahl Graz 2012

Am Sonntag, den 25. November 2012, wählten die GrazerInnen einen neuen Gemeinderat. SORA analysierte die Gemeinderatswahl auf Basis der Wählerstromanalyse und der SORA/ISA/ORF Wahltagsbefragung unter 1.019 Wahlberechtigten. Die wichtigsten Trends:

  • Die ÖVP behauptet sich mit einem Minus von 4,6 Prozentpunkten als stimmenstärkste Partei. Die stärksten Verluste gehen dabei an die NichtwählerInnen. Überdurchschnittlich punkten kann die ÖVP bei Älteren bzw. PensionistInnen. 
  • Die SPÖ fiel mit einem Minus von 4,4 Prozentpunkten auf den dritten Rang zurück. Die stärksten Verluste erlitt sie an die KPÖ.
  • Am stärksten zulegen konnte am Wahlsonntag die KPÖ, die insbesondere ehemalige NichtwählerInnen für sich mobiliserte. Überdurchschnittlich stark schnitt die KPÖ bei jenen WählerInnen ab, die für sich einen Verlust an Lebensqualität in der Stadt Graz feststellten.   
  • Bei Stimmenverlusten von 2,4 Prozentpunkten erreichten die Grünen ein Endergebnis von 12,1 Prozent. Sie überzeugten vor allem weibliche und junge WählerInnen.
  • Die FPÖ konnte ihr Ergebnis von 2008 um 2,9 Prozentpunkte auf 13,8 Prozent verbessern; am stärksten schnitt sie in der Gruppe der ArbeiterInnen ab.
  • Neu im Gemeinderat vertreten ist die Piratenpartei mit einem Endergebnis von 2,7 Prozent. Das BZÖ hingegen konnte bei dieser Wahl nur mehr ein Viertel ihrer UnterstützerInnen von 2008 wieder für sich mobilisieren und scheiterte damit am Wiedereinzug in das Stadtparlament.

Wahlanalyse im Detail

Entscheidende Wählergruppe für die ÖVP waren 2012 die Personen über 60, bei denen sie 55 Prozent erzielen konnte. Bei jungen WählerInnen lag sie hingegen mit nur 12 Prozent in etwa gleichauf mit SPÖ und KPÖ. Diese Alterskluft erhielt noch mehr Relevanz dadurch, dass die Wahlbeteiligung bei Personen über 60 Jahren deutlich höher lag als bei jenen unter 30, was den Vorsprung der ÖVP bei älteren WählerInnen weiter aufwertete.
Siegfried Nagl war aus Sicht der WählerInnen der ÖVP mit Abstand der beste Spitzenkandidat, rund 90 Prozent stimmten der entsprechenden Aussage zu. Die Kandidatinnen und Kandidaten der anderen Parteien erreichten mit 52 bis 66 Prozent deutlich weniger Zustimmung unter den UnterstützerInnen ihrer Parteien.

Die SPÖ, die dieses Mal mit einer Spitzenkandidatin antrat, wurde stärker von Frauen gewählt, während Männer überdurchschnittlich FPÖ und KPÖ unterstützten. Personen, die die SPÖ wählten, sprachen ihrer Partei vor allem die besten Konzepte für Bildung und Kinderbetreuung und für Arbeitsplätze zu.

Die Grünen konnten bei dieser Wahl nur mehr 43 Prozent ihrer WählerInnen der Gemeinderatswahl 2008 wieder für sich mobilisieren. Dennoch wurden die Grünen in der Altersgruppe der unter 30-Jährigen mit 26 Prozent stärkste Partei und erreichten bei Frauen dieses Alters sogar 44 Prozent der Stimmen; mit steigendem Alter sank ihr Stimmenanteil jedoch auf nur mehr zwei Prozent bei den über 60-Jährigen. Verkehr, Bildung und Umweltschutz waren jene Themen, die für WählerInnen der Grünen von größter Bedeutung bei dieser Wahl waren.

Die FPÖ erzielte ihr bestes Ergebnis bei der Gemeinderatswahl 2012 mit 30 Prozent unter ArbeiterInnen. Wichtigstes Thema für ihre WählerInnen waren Arbeitsplätze, dazu kamen noch Sicherheit, Fragen der Zuwanderung und Integration sowie die Bekämpfung der Korruption. Zugewinne erzielte die FPÖ von der SPÖ, der ÖVP und dem BZÖ (je 1.000 Stimmen im Saldo). Mit den NichtwählerInnen bilanziert die FPÖ ausgeglichen.

Die KPÖ konnte mit Zugewinnen von 5.000 Stimmen insbesondere ehemalige NichtwählerInnen für sich überzeugen, an die sie im Gegenzug nur 2.000 WählerInnen von 2008 verlor. 3.000 Stimmen gewann die KPÖ von der SPÖ dazu, 2.000 von der FPÖ und im 1.000 von der ÖVP (jeweils im Saldo). Im Vergleich der Altersgruppen verbuchte die KPÖ die relative größte Unterstützung unter den 30 bis 59-Jährigen, und zwar insbesondere bei Frauen dieses Alters. Die größte Kompetenz sprachen KPÖ-WählerInnen ihrer Partei beim Thema Wohnqualität und Mieten zu, gefolgt von der Bekämpfung von Korruption.

Wahlverhalten und die Grazer Lebensqualität

Deutliche Unterschiede im Wahlverhalten zeigt die Wahltagsbefragung auch in Abhängigkeit davon, ob die Befragten in Graz eine Zu- oder Abnahme der Lebensqualität konstatieren: Personen, für die Graz in den vergangenen Jahren an Lebensqualität gewonnen hat, haben dieses Mal vor allem SPÖ und ÖVP gewählt. Demgegenüber tendierten WählerInnen, die für sich eine Verschlechterung der Lebensqualität feststellen, überdurchschnittlich zur FPÖ und insbesondere zur KPÖ.

Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung bei der Gemeinderatswahl in Graz 2012 lag bei 55,5 Prozent, das ist ein Rückgang um 2,4 Prozentpunkten im Vergleich zu 2008.

Die wichtigsten Motive der NichtwählerInnen für ihr Fernbleiben von der Wahl waren unattraktive Parteien und Kandidatinnen bzw. Kandidaten (51 Prozent) und ein fehlendes Interesse an der Wahl (48 Prozent). 42 Prozent gingen wegen Korruption und Skandalen nicht wählen, 40 Prozent wollten einen Protest gegen Politik und Politikerinnen und Politiker in Graz ausdrücken.

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