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Wie prekäre Arbeitsbedingungen politische Einstellungen prägen

Zandonella, Martina (2017): Auswirkungen prekärer Lebens- und Arbeitsbedingungen auf die politische Kultur in Österreich. In: Wirtschaft und Gesellschaft - WuG, Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik. Vol. 43(2), pp. 263-296.

Arbeitsverhältnisse gelten dann als prekär, wenn sie deutlich unter jenes Ein-kommens-, Schutz- und soziale Integrationsniveau sinken, das in der Gesellschaft als Standard definiert und anerkannt ist. Vielfach zieht prekäre Beschäftigung auch prekäre Lebensbedingungen nach sich.

Die Auswirkungen der Prekarisierung von Erwerbsarbeit berühren jedoch nicht nur die direkt betroffenen ArbeitnehmerInnen und Selbstständigen. Prekarisierungsprozesse betreffen Betriebe, weite Teile der Erwerbstätigen und die Gesellschaft insgesamt. Sie werden darüber hinaus immer wieder mit einem Vertrauensverlust in das politische System, mit der zunehmenden Hinwendung zu populistischen und extremistischen politischen AkteurInnen und mit der Abwendung von Politik in Verbindung gebracht.

Da ein grundlegendes Vertrauen in das politische System sowie Interesse am politischen Geschehen und Partizipation an Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen die zentralen Grundlagen für ein demokratisches Zusammenleben sind, steht damit die Frage im Raum, ob Prekarisierung von Erwerbsarbeit letztlich auch das demokratisches System gefährden kann.

An dieser Schnittstelle zwischen prekärer Beschäftigung und demokratiepolitisch relevanten Einstellungen und Verhaltensweisen setzt diese Studie an. Ihr Ziel bestand darin, auf sozialwissenschaftlicher Basis und mit verfügbaren Daten mögliche Einflüsse von prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen auf die politische Kultur in Österreich zu untersuchen.

Methodische Vorgehensweise<

Durchgeführt wurde eine Sekundärdatenanalyse der siebenten Welle des European Social Survey (ESS 7) aus dem  Jahr 2014. Dies ist der aktuellste Datensatz des ESS-Programms – einer länderübergreifend und wissenschaftlich geleitete Umfrage der empirischen Sozialforschung. Seit 2002 erfasst der ESS alle zwei Jahre die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie unterschiedliche Einstellungen und Verhaltensmuster der europäischen Bevölkerung. Im Rahmen der siebenten Welle wurden in Österreich insgesamt 1.795 Personen mittels face-to-face Interviews befragt.