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Mobilitätsverhalten von Frauen und Männern in unterschiedlichen Lebenslagen

Christian Glantschnigg / Bernhard Hoser (2017). Mobilitätsverhalten von Frauen und Männern in unterschiedlichen Lebenslagen. SORA Forschungsbericht im Auftrag des bmvit.

Unterschiedliche Mobilitäts-Bedürfnisse 

Die „Österreich unterwegs 2013/14“-Erhebung sowie zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass Frauen und Männer ein unterschiedliches Mobilitätsverhalten aufweisen. Daher ist es wichtig, dass auch im Verkehrsbereich Chancengleichheit beim Zugang zum Verkehrssystem ermöglicht und unterschiedliche Bedürfnisse bei der Fortbewegung im geografischen Raum berücksichtigt werden.

Zielsetzung Chancengleichheit im Verkehrsbereich

In der Vergangenheit konzentrierte sich die Verkehrspolitik in Österreich lange Zeit auf den motorisierten Individualverkehr. Dadurch haben nach wie vor jene Bevölkerungsgruppen, die weniger mit dem Pkw unterwegs sind, reduzierte
Mobilitätsmöglichkeiten. Das trifft überdurchschnittlich Frauen, vor allem im höheren Alter und in peripheren Gebieten, wo andere Mobilitätsformen wie öffentliche Verkehrsmittel ausgedünnt sind.

Evidenzbasierung mittels umfassender Datenanalyse

Hauptziel der vorliegenden Sekundärdatenanalyse ist es, die in der Literatur beschriebenen Genderunterschiede in der Mobilität in Österreich erstmals umfassend zu bestimmen. Dadurch soll die Frage beantwortet werden, wie
sich das Mobilitätsverhalten von Frauen und Männern unterscheidet. Darüber hinaus soll diese Fragestellung dahingehend vertieft werden, welchen Einfluss soziale und räumliche Rahmenbedingungen auf das Mobilitätsverhalten von
Frauen und Männern haben. Oder anders formuliert: Wie wirken sich Lebenslagen und räumliche Lagen auf das Mobilitätsverhalten von Frauen und Männern aus?

Analyse von Lebenslagen und räumlichen Lagen

Das Mobilitätsverhalten wird aus sozialwissenschaftlicher Sicht grob von zwei Ebenen beeinflusst: Lebenslagen, die eigene Mobilitätsbedürfnisse mit sich bringen, und räumliche Lagen, die die Mobilitätsmöglichkeiten mitbeeinflussen.

Beispielsweise steht eine alleinerziehende Frau im Alter von 35 Jahren mit zwei Kindern im Kindergartenalter 30 Stunden in Erwerbstätigkeit. Im Hintergrund dieser Lebenslage wirken somit soziodemografische Merkmale wie das Geschlecht, das Alter, die Haushaltszusammensetzung etc.

Aus diesen Lebenslagen ergeben sich Mobilitätsbedürfnisse, die mit den vorgefundenen Mobilitätsmöglichkeiten gedeckt werden müssen. So braucht etwa die oben genannte alleinerziehende Frau eine Möglichkeit, ihre Kinder in den Kindergarten zu bringen und an den Arbeitsort, zum Nahversorger und inklusive Kinder wieder zurück nach Hause zu fahren. - Dies kann sie nur mit den vorgefundenen Möglichkeiten bewerkstelligen, etwa mit dem Auto, das jederzeit zur Verfügung steht, mit verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln etc.

Große Unterschiede zwischen peripheren und zentralen Lagen

Die Mobilitätsmöglichkeiten unterscheiden sich allerdings auch nach der
räumlichen Lage bzw. dem Wohnort: In peripheren Lagen gibt es seltener
Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Fußwege sind auch
zumeist länger. Allerdings ist in peripheren Lagen auch die Pkw-Verfügbarkeit
oftmals größer als in zentralen Lagen.

Um die Genderunterschiede in der Mobilität zu untersuchen wurden Aspekte
der Mobilität für Frauen und Männer getrennt nach unterschiedlichen Lebens-
lagen mithilfe der Erhebungsdaten von „Österreich unterwegs 2013/2014“
ausgewertet. Die verschiedenen Lebenslagen werden hierbei durch die Unter-
scheidung von Haushaltszusammensetzungen sowie mit dem Alter der
Personen operationalisiert, da davon ausgegangen wird, dass mit unter-
schiedlicher Haushaltszusammensetzung auch unterschiedliche Bedürfnisse
und Mobilitätsmuster einhergehen.
Die Darstellung des Mobilitätsverhaltens erfolgte weiters nach dem Kriterium
der Wohnregion der Befragten, d.h. der Unterscheidung in zentrale und perip-
here Lagen.