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Zur empirischen Evaluation von Qualität im TV

Oberhuber, Florian (2012): Auf dem Weg zum Publikum. In: Texte. Öffentlich-rechtliche Qualität im Diskurs Nr. 8, S. 17-20.

Seit gut zwei Jahrzehnten wird im deutschsprachigen Raum systematisch über Qualität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk diskutiert. Einfache Antworten und einheitliche, stets gleichermaßen anwendbare Kriterienkataloge für qualitativ hochwertigen Journalismus hat diese Debatte erwartungsgemäß nicht hervorgebracht. Was Qualität ausmacht, so die Meinung in der Praxis wie den Wissenschaften, lässt sich nicht gegenstands-, kontext- und zeitunabhängig festschreiben.

Diese Kontext- und Beobachterabhängigkeit sollte jedoch keineswegs den Weg in einen Qualitäts-Relativismus ebnen, sondern zeigt die Notwendigkeit auf, das Bemühen um Qualität als diskursiven Prozess mit möglichst vielen Beteiligten zu etablieren. Doch auch die Rolle des Publikums wurde und wird im Diskurs über Medien-Qualitäten reflektiert und neu bewertet. Publikums-Akzeptanz und Zielgruppen-Adäquanz, so die etablierte These, ist für Qualität konstitutiv. Nur wenn die gebotenen Inhalte auf RezipientInnen-Seite auch ankommen, verstanden und verarbeitet werden, kann Qualität wirksam und sozial relevant werden.

Qualität erweist sich aus dieser Perspektive als gemeinsames Projekt von Rundfunkanbietern und Publikum, denn beide sind gleichermaßen aufeinander angewiesen. Dies gilt insbesondere im Horizont der Debatte um „Public Value“ als neuem Leitbegriff für öffentlich-rechtliche Anbieter: Wenn das Publikum Qualität nicht wahrnimmt bzw. nicht annimmt, kann auch kein Public Value generiert werden, also beispielsweise keine informierte, kritische und engagierte Öffentlichkeit. Öffentlich-rechtliche Qualität ist ohne das Publikum nicht zu habe. Dieses ist daher nicht nur in seiner Rolle als Nutzer, sondern auch als Stakeholder Ernst zu nehmen und in die Bemühung um Qualität einzubeziehen.